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Ueber Land und Meer.
geputzte Forellen ihr besterntes Kleid tragend, und die lieblichen Mädchen als graziöse Aschen im Ringelreihen sich jagend und neckend.
Die bestimmten Wahrheiten und Lehrsätze des Märchens treten gern in allgemein verständlichen Vergleichen zu Tage: sie teilen nur den Fehler gar vieler Vergleiche, ooch nicht nach allen Seiten zuzntreffen, und so dürfte manchem die Grazie der Asche als zu weit hergeholt erscheinen. In der That ist sie aber unter den Salmoniden die eleganteste Vertreterin der Gattung, die einen großen Teil unsrer Ströme und Flüsse bevölkert; je nach dem Fangorte ist sie auch unter den Namen: Springer, Aesche, Mailing, Spalt, Harr, Stalling, Strommaräue, Gabler, Hauch, lateinisch Nti/maUrm vnlZnris, bekannt. Ein wenig breiter um die Mitte und gewölbter im Rücken als die Forelle, verläuft sie schlank und spitz nach dem Schwänze zu, der gespalten ist. Das bläulich-silbern schimmernde Schuppengewand geht am Bauche in ein zartes, fast blendendes Weiß über. Kopf und Rücken sind dunkelgrau, einige bräunliche Streifen und Flecken ziehen sich an den Seiten hin. Was die Asche ganz besonders charakterisiert, ist ihr Flossensystem, wovon die Rückenflosse ungemein groß, dick, fleischig, purpurrot und mit schwarzen und blauen Flecken bedeckt ist — sie enthält dreiundzwanzig Strahlen- gräteu, während die Brustflossen deren zehn, die Bauchflossen sechzehn, die Afterflossen vierzehn und die Schwanzflosse achtzehn derartiger Gräten aufweiseu. Wie bei der Forelle ändern sich die Farbenschattierungen auch der Asche je nach Wasser- und Bodenbeschaffenheit; eigentümlicherweise ist das Aussehen des Fisches auf dem Kontinente ein bedeutend glänzenderes und farbenfrischeres als das der in englischen Flüssen vorkommenden Asche (ZrnzckinK'), die übrigens dort viel seltener anzutreffen ist als bei uns. Sie soll durch Mönche zu einer Zeit in Großbritannien eiugeführt worden sein, da Rom noch sein Zepter auch über dieses Reich streckte. Begründet wird diese Vermutung dlirch nichts, und sie ist wohl nur darauf zurückzuführen, daß frühzeitig schon der Wohlgeschmack der Asche bei kulinarischen Sachkennern, wie es die Mönche ja gewesen sein sollen, in hohem Ansehen stand. Diese Wertschätzung genießt sie übrigens heutzutage nicht nur in den Refektorien, sondern ganz allgemein und in gleichberechtigtem Maße mit der Forelle, und da sie sowohl für den Tisch wie für den Sport des Anglers ganz Vorzügliches bietet, sollte mau für ihre Aufzucht und Verbreitung in unfern Flüssen immer noch mehr Sorge tragen, als es bisher geschieht. In Seen kommt sie selten vor; es müßten denn einzelne Stücke aus dem Abflüsse des Sees in das Becken aufgestiegen sein. So habe ich selbst schon einige schöne Aschen im herrlichen Achensee in Tirol gefangen, gebe aber gern zu, daß dies Ausnahmsfälle gewesen sein mögen. Die Asche ist ein etwas kontemplativer, scheuer Fisch, der, ungleich der Forelle, durchaus nicht die Neigung hat, gegen Wasserfälle und scharfe Strömungen anzugehen; seine schlanke, biegsame Gestalt vermag der stürzenden Gewalt der Katarakte offenbar weniger Widerstand eutgegenzusetzen, wohingegen die große Purpurflosse des Rückens ihn befähigt, rasch in die Tiefe zu versinken und ebenso blitzartig aus ihr emporzusteigen. Dieser Eigenschaft verdankt die Asche den Namen ombrs, Schatten, den ihr die Franzosen gegeben haben. Das lateinische Hrz-ni 3 . 11 u 8 hängt mit einer andern Eigentümlichkeit der Asche zusammen; sie hat nämlich einen entschiedenen, feinen Geruch nach Thymian an sich, der besonders bemerkbar ist, wenn man den eben gefangenen Fisch augreift.
Die Asche verlangt ein nicht zu kaltes und nicht zu warmes Wasser; sie verträgt ebensowenig die prickelnde Kälte eines Gletscherbaches wie die milde Weichlichkeit südlicher Gerinne. Man soll zwar Aschen in Lappland gefangen haben, und schon Kapitän Franklin und Genossen
^ behaupten, sie im höchsten Norden Amerikas gesehen zu haben, aber abgesehen davon, daß auch in den Polargegenden wärmere Unterströmungen der Gewässer Vorkommen, sind jene Aschen wohl nur eine Abart der europäischen gewesen, da sie bedeutend größere und ganz anders gefärbte Rückenflossen hatten. Eine Autorität auf dem Gebiete der Angel- fischerei, Sir Humphry Davy, spricht sich über den Aufenthaltsort der Äsche folgendermaßen aus: „Als Fliegenfischer, i die Angelrute in der Hand, durchstreifte ich die meisten Ge- i birgsthäler von Süd- und Osteuropa, sowie einige in Schweden , und Norwegen; stets fand ich den Saibling in den kältesteil i und höchsten Gewässern, die Forellen in den Flüssen und > Büchen, die in den höchsten und kältesten Bergen entspringen, die Asche hingegen immer weiter unten in wärmerer Tem- , peratur. Außerdem verlangt die Asche folgenden besonderen Charakter des Wassers: Sie lebt nicht, wie die Forelle, in , reißendem, nicht tiefen: Wasser, noch, wie der Saibling,
' ii: Löchern oder Seen; sie verlangt eine Verbindung von Fluß und Lache, letztere zum Ausruhen, aber darüber ein schnellfließendes Wasser und darunter eine seichte Stelle; der Grund muß aus einer Mischung von Kies, Mergel und Lehm bestehen; man wird sie nur selten in Flüssen finden, die diesen Charakter nicht tragen." Auch ich habe immer gefunden, daß die Asche eine gewisse Kombination von Ruhe und Bewegung, von Stand und Strom, von stillen Tiefen mit bewegter Oberfläche im allgemeinen bevorzugt, und daß jene Flüsse Aschen in Menge enthalten, die diesen Bedingungen entsprechen. Diese, im Verein mit einer gemüßigten Temperatur, sind für die gedeihliche Entwicklung der Asche ungleich wichtiger als eine ungetrübte Klarheit des Wassers — als Beweis dessen dienen Inn und Salzach, zwei Flüsse, die den größeren Teil des Jahres trübe gehen, dabei aber reich an 8 u!ino Nll/mnllu 8 sind.
Die Asche laicht im April und Mai. Da setzt das eifrige Weibchen, dem zwei oder drei Männchen nach dem i Laichplatze dienstbeflissen folgen, die Eier ab, die bis dahin etwa senfkorugroß waren und nun den Umfang von - Pfefferkörnern erreichen. Die Männchen lassen über diese Einiederlage ihre Milch fließen. Mit dieser Manipulation ist aber auch die Fürsorge jener leichtsinnigen Familienväter erschöpft, und sie überlassen alles übrige getrost der lieben ! Sonne und einem gütigen Geschicke. In: Juli oder August ist die junge Brut schon fingerlang, entwickelt eine anerkennenswerte Selbständigkeit und jagt lustig nach Mücken und kleinen Wasserinsekten. Ein Jahr später ist sie über ^ 4 Kilo schwer und erreicht in der Regel ein Gewicht von ^ o bis 1 Kilo; Exemplare von MF und 2 Kilo sind Seltenheiten. Während die Forelle mit Vorliebe kleinere Fische verspeist, bevorzugt die Asche Fliegen, Larven, Heupferdchen und Maden, Würmer und Insekten, nach denen sie aus dem Wasser schnellt, um sie im Fluge zu Haschen. Aus diesem Grunde zählt sie zu den dankbarsten Klienteil für den Fliegenfischer, um so mehr, als ihre beste Zeit in jene Herbst- und Wintermonate fallt, wo der Sportsman die Forelle zu schonen hat. Ihr Winterkleid ist etwas dunkler als die Sommermontur, der Rücken wird beinahe schwarz, die Bauchflossen leuchten hell goldfarben. Bedeckter Himmel und ein nicht zu kaltes, klares Wasser befördern den Fang, der ein scharfes Auge, rasches Erfassen des Momentes, Kaltblütigkeit und Uebung heischt. Die Asche nimmt ungefähr dieselben Fliegen wie die Forelle; nur würde ich empfehlen, kleinere Haken zu verwenden, da die Asche winzige Insekten liebt und auch kein so großes Maul als die Forelle hat. Die gute Qualität des Hakens und Poils (Seidendarmfaden), der möglichst dünn, aber fest und wasserfarbig sein soll, ist von eminenter Wichtigkeit; je klarer das Wasser, je feiner das Wurfzeug. Gute künstliche Aschenfliegeu sind im Frühjahr die ina,rod drmvn, Zreen tmil, dluk äun, im Sommer blue dottla, ulcksr 6 / lind ßluell