Heft 
(1897) 09
Seite
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Melier Land und Meer.

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Tbtzvenet, früherer Großsiegelbewahrer und Iustizminister,

Oberst Du Puty de Glain.

den Regierungsvertretern entgegengebrachten Zweideutigkeit geworden.

Sehr verschieden wirkten die vor die Zengenbarre ge­ladenen militärischen Persönlichkeiten. Non den General­stabsoffizieren machte General Gonse, der Unterchef des Generalstabs, entschieden den besten Eindruck, er hatte wirk­lich etwas voll dem brav' Zeuerul im guten Sinne an sich, etwas von dein graubärtigen Haudegen, der nach guter Soldatenart vorgeht, und dem auch der entschiedene Gegner nicht gram sein kann. Der Generalstabschef Boisdeffre wirkte anfangs nicht ungünstig, er legte die zuvorkommenden und weltmännisch abgeschliffenen Manieren des höheren französischen Offiziers an den Tag; er sprach langsam und bedächtig mit einer etwas heiseren, nicht unangenehmen Stimme und erwies sich als Zeuge im Kampfe mit den Advokaten als vorsichtig und geschmeidig. Als geradezu unerhört muß sein fchließliches Auftreten bezeichnet werden, als er, den Säbel in die Wagschale der Gerechtigkeit werfend, das Land mit einem Rücktritte der gegenwärtigen Regierung und einem Kriege bedrohte, falls der An­geschuldigte freigesprochen würde. Ungünstig wirkte durch sein Auftreten der ehemalige Kriegsminister, General M ercier, dessen Werk der Dreyfus-Prozes; ist. Das starre, ausdruckslose Gesicht mit der überlangen Nase kennzeichnet den Mann, der geradezu als die Verkörperung des mili­tärischen Dogmas erschien, als er mit der Faust ans die Barre aufschlug und ausrief:Auf mein Soldatenwort, Treyfns ist schuldig!" Etwas von dem Wesen des Fanatikers hatte mit seinem Mönchsgesicht auch Oberst Paty du Cla m an sich, wenn es sich bei ihm auch anders äußerte, als er sich, das Monocle ins Auge geklemmt, im Paradeschritt mit durch­gedrückten Knieen wie auf dem Exerzierplätze auf die Barre zu bewegte, dann die Hand in weitem Schwünge durch die Luft warf, sie salutierend an den Kopf legte, dann militärisch linksnm machte, ebenso vor den Geschworenen salutierte, wieder rechtsum machte und dann in Bewegungs­losigkeit 'verfiel, als sei in seinem Innern ein Uhrwerk zum Stillstand gekommen. General Henry, der Hauptgegner des Obersten Picquart, steht auch äußerlich in größtem Gegensätze zu demselben. Vierschrötig, mit derbem, rotem aus dem listige Bauernüuglein funkeln, macht er

ganz den Eindruck des Soldaten, der von der Pike auf gedient, wozu auch das Brutale seines Wesens und der so bezeichnende Biedermannston seiner Rede stimmen. Die Persönlichkeit des gegenwärtigen Kriegsministers, des Generals Billot, griff in die Schwurgerichtsverhandlungen nur un­

sichtbar und gleichsam aus der Ferne ein. In dieser Hin­sicht beeinflußte sie den Prozeß in ähnlicher Weise wie die des einsamen Mannes auf der Tenfelsinsel. Nicht der Verurteilte, wohl aber der eigentlich Schuldiggesprochene war bei dem Schlüsse der Verhandlungen der Major Esterhazy.

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General Henry Vorsteher des Nachrichtendienstes im Ariegsniinisterimn.