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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
Entstehung
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Viel problematischer als die Emigration stellt sich die Binnenmigration dar. Denn abgesehen von der Hauptstadtregion um Tirana ist fast das ganze Land von massiven Abwanderungen betroffen. Die Städte und ländlichen Siedlungen in den Abwanderungsregionen schrumpfen oder verfallen, und Tirana ist mit der Zuwanderung überfordert. Es fehlt hier an Wohnraum und den erforderlichen infrastrukturellen Ein­richtungen sowie vor allem an Arbeitsplätzen. Das Wachstum der Wirtschaft in der Hauptstadtregion kann bisher mit dem Zuwande­rungsstrom nicht Schritt halten.

Unmittelbar nach der Wende musste sich auch die Struktur der Wirtschaft völlig verändern. Die Veränderungen sind heute überall zu sehen, wie z. B. in:

einer drastischen Senkung der industriellen Produktion von 40% des Bruttoinlandsproduktes(BIP) im Jahre 1990 auf nur etwa 12% heute;

einer bedeutenden Steigerung der BIP im ‚privaten Sektor von nahezu 0% im Jahre 1990 auf ca. 80% heute;

großen Veränderungen hinsichtlich der Anteile der Wirtschaftssek­toren(die Landwirtschaft liegt heute an erster Stelle, und danach kommen der Bausektor und die Dienstleistungen);

großen Veränderungen in der räumlichen Verteilung der Wirtschaft, da die Industrie nicht mehr überall in Albanien präsent ist. Vielerorts wurden Industrien still gelegt. Die zentrale Region ist heute wirt­schaftlich die am besten entwickelte Region Albaniens, Nordalba­nien ist in der wirtschaftlichen Entwicklung die am meisten zurück­gebliebene.

Die schwierige wirtschaftliche Lage und die Migration in all ihren Formen sind so die größten Probleme Albaniens in der heutigen UÜbergangsperiode.

2.2 Strukturelle demographische Änderungen in der Bevölkerung Albaniens

2.2.1 Die Bevölkerungszahl Albaniens sinkt

Die vielseitigen Änderungen Albaniens seit der politischen Wende 1990/1991 umfassen nicht nur die Politik und Wirtschaft, sondern auch die albanische Gesellschaft und vor allem ihre demographische Ent­wicklung. Die Bevölkerungspolitik der kommunistischen Zeit, die eine maximale Erhöhung der Bevölkerungszahl durch natürliches Wachs­tum angestrebt hatte, wurde ab 1990 obsolet. Wie in anderen Ländern

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