Zusammenfassung und Bewertung
Die sozioökonomische Entwicklung Albaniens nach dem politischen Systemwechsel im Jahre 1990 scheint mit großen und vielseitigen Veränderungen in allen Bereichen des politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Lebens einherzugehen. Dabei ist festzustellen, dass Albanien im Vergleich zu anderen post-sozialistischen Staaten Europas einem sehr viel schwierigen Transformationsprozess unterworfen ist. Armut und Not, Arbeitslosigkeit, kaum zu steuernde Außen- und Binnenmigration, eine instabile innenpolitische Situation und sich verschärfende regionale Disparitäten sind die größten Probleme, mit denen die albanische Gesellschaft seit der Wende zu kämpfen hat.
Die demographischen Veränderungen sind charakterisiert durch einen Bevölkerungsrückgang von 4% in der Zeit von 1989 bis 2001, einen Wandel der Alterstruktur durch einen massiven Rückgang der Geburtenrate, einen schnellen und ungesteuerten Zuwachs der städtischen Bevölkerung durch Zuwanderung, eine große Bevölkerungskonzentration im Zentrum und im westlichen Teil des Landes und durch eine Entleerung fast aller peripheren Regionen.
Die Migration— sowohl die Außen- als auch die Binnenmigration— kann als Hauptfaktor für viele sozioökonomische Probleme in Albanien bewertet werden. So sind seit 1990 etwa 20% der Bevölkerung Albaniens ins Ausland abgewandert und fast die Hälfte der Einwohner hat ihren ursprünglichen Wohnort zeitweilig oder dauerhaft gewechselt. Auf Grund der schlechten Lebensbedingungen, der hohen Arbeitslosigkeit, der instabilen innenpolitischen Situation und der enormen regionalen Disparitäten wird die Migration in ihren beiden Formen als Binnen- und Außenwanderung auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Auf regionaler Ebene wird Migration als ein zweifaches Problem betrachtet: einerseits als Abwanderungsprozess in denjenigen Regionen, wo es bisher an Konzepten und Maßnahmen fehlt, um den Exodus der Bevölkerung zu bremsen; andererseits als massiver und chaotischer Zuwanderungsprozess in Regionen mit mangelhafter Infrastruktur, schwieriger Situation auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt sowie schweren Umweltschäden. Die Land-Stadt-Wanderungen sind im Fall Albaniens besonders extrem ausgeprägt. Die Folge ist eine Hyperurbanisierung im Zentrum des Landes(Tirana-Durres), wo nach verschiedenen Prognosen bis 2015 mehr als die Hälfte der Landesbevölkerung sich konzentrieren wird, und die Entleerung vieler peripherer Regionen, die schon bisher teilweise über 40% ihrer
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