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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
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2.3. Migration

Die Migration, sowohl die Außenmigration als auch die Binnenmigra­tion, ist eines der größten Probleme Albaniens seit der politischen Wende 1990/1991. Die Transformation Albaniens war mit vielen Problemen verbunden, wie z.B.: drastische Erhöhung der Arbeitslosig­keit, Kriminalität, politische Unsicherheit. Diese Sachverhalte haben schon seit Beginn des Jahres 1991 die politische, wirtschaftliche und soziale Situation des Landes verschlechtert und die allgemeine Krise vertieft. Unter diesen Bedingungen erschien vielen die Flucht ins Ausland attraktiv. So wurde Albanien von starker Auswanderung betroffen. Wie bereits erwähnt wurde, haben mehr als 700.000 Albaner seit 1990 das Land verlassen. Wegen des großen Wohl­standsgefälles zwischen Albanien und den EU-Ländern ist ein Ende der Außenmigration noch nicht abzusehen. Die neuen Merkmale dieser Außenmigration in den letzten Jahren sind der erhöhte Anteil der gut qualifizierten Personen und die große Anzahl der Migrationen nach Übersee(v. a. USA und Kanada). Die Folgen des Auswande­rungsprozesses sind bisher als ambivalent zu bezeichnen: Kurzfristig profitiert das Land, da der Druck auf den Arbeitsmarkt vermindert wird und die Ausgewanderten Geld nach Hause schicken, langfristig fehlen dem Land qualifizierte Arbeitskräfte.

Viel wichtiger als die Außenmigration ist aber für unser Thema die Binnenmigration Albaniens, die direkte Einflüsse auf die regionale und lokale Entwicklung des Landes nimmt. In diesem Sinne sind regionale und lokale Entwicklungsprozesse Albaniens von einem zweifachen Problem betroffen, d.h. einerseits von Abwanderung und andererseits von Zuwanderung. In den Abwanderungsregionen fehlt es bisher an Konzepten und Maßnahmen, die auf die Siedlungen und die Wirtschaft so einwirken könnten, dass der Exodus der Bevölkerung zumindest gebremst wird. Und im Zuwanderungsraum mangelt es vor allem an einer planmäßigen Entwicklung der Flächen für Wohnungsbau, Ver­kehr, Versorgung und Bildung sowie Gewerbe. Etwa zwei Drittel der Zugewanderten leben in informellen Siedlungen, d.h. in Siedlungen, die ohne amtliche Genehmigung gebaut wurden. Ebenso groß ist wahrscheinlich der Anteil der Beschäftigten im informellen Sektor(vgl. HELLER 2003).

Die Binnenmigration in Albanien hat viele räumliche Dimensionen. Man kann sie sowohl als ein Problem der regionalen Beziehungen als auch ein Problem der kleineren administrativen Einheiten(Präfekturen, Bezirken und Kommunen) auffassen. So sind in der Zeit von 1989 bis 2001 genau 182.639 Albaner von einer großen Region in die andere

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