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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
Entstehung
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Alle diese Fakten zeigen, dass auch in der Zeit bis 1990 regionale Disparitäten in der Entwicklung zwischen der Hauptstadtregion und anderen Regionen des Landes zu bemerken waren, wenn auch nicht in dem Ausmaß von heute.

In der Hauptstadtregion lebte auch damals schon ca.% der Landesbe­völkerung. Es fanden sich dort über 30% der Industrieproduktion, mehr als die Hälfte der Leichtindustrie des ganzen Landes, ca. 60% der mechanischen Industrie und die besten Sozialbedingungen pro Ein­wohner an Ausbildungseinrichtungen, Gesundheitsversorgung, kultu­rellem Angebot(Human Development Albania 2002, S. 82).

Die wirtschaftliche Entwicklung nach der Wende konnte aber mit dem Bevölkerungszuwachs nicht Schritt halten. Deshalb bietet heute die wirtschaftliche Entwicklung viel weniger Möglichkeiten als die Bevölke­rung Bedarf hat.

Der politische Systemwechsel war mit einem Niedergang aller Wirt­schaftsaktivitäten in allen Landesregionen verbunden. Die Hauptstadt­region wurde dabei besonders vom totalen Zusammenbruch fast aller großen Industriebetriebe gekennzeichnet. Ein Neubeginn auf Basis der alten Strukturen wurde für unmöglich gehalten. Der einzige Weg war die schnelle Privatisierung der noch erhaltenen, kleinen Industrie­betriebe. Dieser Prozess war aber auch für die albanischen Verhält­nisse nicht einfach. Er kann in verschiedenen Formen vor sich gehen, etwa durch Verkauf, durch Übereignung an vormalige Mitarbeiter oder durch Ausgabe von Privatisierungsgutscheinen. Wegen dieser Um­stände blieb die Industrie in den ersten Jahren nach der Wende fast völlig unproduktiv. Ab Mitte der 90er Jahre kann man eine Wieder­belebung in der Industrie Albaniens feststellen, vor allem in der Haupt­stadtregion. Im Gegensatz zur Schwerindustrie der kommunistischen Zeit steht nun die Leichtindustrie mit vielen kleinen inländischen und ausländischen Investitionen im Mittelpunkt. Dieser neue Anfang wurde allerdings im Frühjahr 1997 durch die schwere Staatskrise in Folge des Zusammenbruchs informeller Finanzunternehmen gefährdet. Die­ser zweite wirtschaftliche Niedergang eine Besonderheit Albaniens im Transformationsprozess belastet die weitere Entwicklung seit 1997 schwer.

Auf Grund der oben genannten Faktoren bleibt insgesamt die Industrie

bis heute von untergeordneter Bedeutung. Sie beträgt nicht mehr als 12% der Produktion des Landes.

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