Trotz dieser Situation bleibt nach wie vor die Hauptstadtregion die wichtigste Industrieregion Albaniens. Neben vielen kleinen Industriebetrieben, meist solche der Leichtindustrie(Nahrungsmittel, Textilien), die überall in der Stadt verteilt sind, sind auch neue Industriestandorte entstanden. Die wichtigsten erstrecken sich entlang der Schnellstraße im Nordwesten von Tirana nach Durres. Dieser Industrieraum wurde in der Zeit von 1993 bis 1995 gegründet, insbesondere in den letzten fünf Jahren hat er an Bedeutung gewonnen. Hier finden sich nun die wichtigsten Industriebetriebe der Region, teilweise ganz Albaniens. Im Rahmen des Suburbanisierungsprozesses wurden hier auch viele neue Geschäfte und Villen gebaut. Die Industrieentwicklung in dieser Region wurde begünstigt durch folgende Faktoren: bessere Infrastruktur, Nähe zur Hauptstadt, zum wichtigsten Hafen und zum Flughafen sowie schnelle Marktverbindungen.
Die Landwirtschaft bleibt ein wichtiger Wirtschaftzweig für die Region, dient aber meist nur für die familiären Bedürfnisse der Selbstversorgung und weniger für den Markt. Die Experten sehen aber in der Landwirtschaft eine gute Möglichkeit für die zukünftige Entwicklung der Region. Auf der Basis der verschiedenen landwirtschaftlichen Produkte könnte sich eine so genannte Agroindustrie entwickeln. Diese Tendenz sei nach Anfassung der befragten Experten schon erkennbar, nicht nur in der Stadt, sondern auch in vielen Dörfern.
Besonders gewachsen ist nach der Wende der tertiäre Sektor in der Hauptstadtregion. Wegen des großen Bedarfs an fast allen Dienstleistungen nach einer langen Wirtschaftskrise unmittelbar nach der Wende einerseits und andererseits des Umstands, dass es sich um die schnellste und einzige Überlebensmöglichkeit für viele Albaner handelt, ergab sich eine schnelle Entwicklung dieses Sektors. So sind Einzelhandel, Transport, Bars, Cafes und Restaurants wichtige Arbeitsaktivitäten geworden. In diesem Rahmen ist das so genannte „Kiosk-Phänomen“ in Tirana, Durres und anderen Städten zu erwähnen. Tausende einfacher und später auch größerer Kioske wurden auf allen freien Plätzen eröffnet, sei es auf Grünflächen, in Parks oder auf dem Bürgersteig. Allein in Tirana wurden über 1.000 Kioske gebaut (Tab. 15). Andere Quellen sprechen sogar von mindestens 2.000 Kiosken allein in Tirana, von denen nur etwa 500 eine provisorische Genehmigung hatten(Co-Plan 2003, 5.69).
Das Jahr 1998 markiert das Ende der Kiosk-Ära. In diesem Jahr wurden viele Kioske abgerissen. Niemand hatte geglaubt, dass dieses Problem so schell zu lösen wäre. Es wurden in einer sehr kurzen Zeit allein entlang des Flusses Lana auf einer Länge von 4 km über
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