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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
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tief greifenden Veränderungen getragen. Dazu gehört vor allem die Erlangung der Freiheit, selbst seinen Wohn- und Arbeitsort wählen zu können. In kommunistischer Zeit war der ländliche Raum in Albanien geprägt durch eine immense Überbevölkerung. Der Entwicklungs­unterschied zwischen Stadt und Land war sehr groß. Die Privatisie­rung der Landwirtschaft nach der Wende war auch begleitet von großen Problemen und Schwierigkeiten. Die extreme Zerstückelung der Ackerflächen durch die Landvergabe an die einzelnen Bauern­familien, die in zahlreichen Dörfern pro Familie und Einwohner viel zu klein ausfallenden landwirtschaftlichen Flächen, die Schließung der alten staatlichen Landmaschinenbaubetriebe und der geringe Grad der Mechanisierung und Bewässerung haben das Weiterleben auf dem Lande sehr erschwert. Aus diesen Bedingungen heraus erwuchs für viele Landbewohner die Absicht, die Heimatdörfer zu verlassen. Viele Personen und Familien betrachten die Abwanderung als einzige Chance zum Überleben.

Eine direkte Folge der jüngsten demographischen Transformation im ländlichen Raum ist auch in der natürlichen Bevölkerungsbewegung ersichtlich. Der neue Staat ergreift keine besonderen bevölkerungs­politischen Maßnahmen, um sie zu fördern. Die Dörfer haben aber gerade viele junge Menschen im reproduktionsfähigen Alter verloren.

Die massive Emigration und die Verringerung des natürlichen Bevölke­rungszuwachses sind somit die Hauptgründe für den Rückgang der gesamten Bevölkerungszahl ab 1990 in allen ausgewählten Dörfern bzw. Kommunen(Tab. 21).

Wie in Tab. 21 ausgewiesen, sind vor allem die Kommunen Voskopoja und Drenova vom Rückgang der Bevölkerungszahl betroffen. Er resul­tiert maßgeblich aus dem negativen Wanderungssaldo. Bei Voskopoja handelt es sich um eine Siedlung im Hochgebirge, wo die Lebensbe­dingungen sehr schwierig sind. Die nur kleine ackerbaulich nutzbare Flächen, niedrige Einkommen, schlechte Verkehrsverbindungen, eine mangelhafte soziale Infrastruktur, was die Präsenz von Ausbildungs­und Gesundheitseinrichtungen sowie qualifizierten Fachkräften an­geht, haben viele Leute gezwungen, die Kommune und ihre Dörfer zu verlassen.

Im Unterschied zur Kommune Voskopoja grenzt die Kommune Der­nova unmittelbar an die Stadt Korca an. Sie liegt größtenteils im Flachland des Korcabeckens. Der Hauptgrund für die Bevölkerungs­abnahme infolge massiver Abwanderung liegt hier demzufolge nicht an schlechten naturräumlichen und infrastrukturellen Bedingungen,

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