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Das Schächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des Tierschutzes : eine gemeinverständliche Darstellung / von J. Unna
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| Der Kopffchlag

Der Schußbolsen

Ein Glied in der Kette dieſer Vorſchriften iſt nun auch das Schäch= ten. Schon die Tatſache, daß die Tötung des Tieres, auch des Federviehs, nicht durch jeden Privatmann, ſondern nur durch ge= ſchulte und autoriſterte Fachleute vorgenommen werden darf, bes: deutet ein Moment des Tierſchutzes. Aber man ſagt: Wenn auch das Schächten früher vielleicht eine humane Tötungsart war, ſo bes deutet es gegenüber den verbeſſerten Methoden eine Grauſamkeit. Abgeſehen davon, daß man auch vor dieſen Verbeſſerungen das Schächten mit den nämlichen Argumenten bekämpfte wie heute, muß man fragen: Welches ſind dieſe beſſeren Methoden? In den meiſten Schlachthäuſern Deutſchlands wird noch der freie Kopf: ſchlag angewendet; auch in Bayern, wo das Schächten verboten iſt, iſt er noch zugelaſſen. Daß hierbei die größten Grauſamkeiten vor­kommen, müſſen auch die Schächtgegner zugeſtehen. So ſagt der eifrigſte Vorkämpfer des Schächtverbots, Schlachthofdirektor Dr. Klein⸗Lennep, in einer Abhandlung:(Aus öffentlichen und privaten Schlachthäuſern Deutſchlands, München 1912)Ich habe in Schlacht­höfen von guten Schlägern in zahlreichen Fällen Fehlſchläge, und zwar bei ein und demſelben Tiere ſechs bis acht geſehen, die, ohne das Tier zu betäuben, unter Zerſplittern der Kopfknochen an den verſchiedenſten Stellen ſaßen, bis dann das Tier endlich den er­löſenden Betäubungsſchlag erhielt. Wie es dann in den Privat­ſchlachthäuſern zugeht, wo keine Aufſicht und Auswahl der Schläger vorhanden iſt, mag ſich der Leſer ſelbſt ausmalen. Ich ſah häufig, daß körperlich dazu ganz und gar nicht geeignete Geſellen oder gar unreife Lehrlingeihren Stolz darin erblickten, die Tiere zu be­täuben. Wie das häufig geſchieht, mag ein allerdings kraſſer Fall, dem ich unbeachtet beiwohnte, beleuchten. Ein mittelſchwerer bis ſtarker Bulle ſollte von einem körperlich nicht dazu entwickelten Geſellen mittels Kopfbeils betäubt werden. Das Tier, dem der kräf­tige Lehrling dazu den Kopf hielt, erhielt von dem Gehilfen ſieben Schläge, ohne daß es gefallen wäre. Dann lief auf das furchtbare Gebrüll des Tieres der kräftigere Meiſter herbei. Aber auch er mußte noch unter jedesmaliger äußerſter Kraftentwicklung fünf weitere Schläge ausführen, bis das Tier endlich zuſammenbrach. Der mir ſpäter zur Unterſuchung vorliegende Kopf ſah gräulich aus. Faſt keine Stelle der für den Schlag ungefähr in Frage kommenden Gegend der Stirn war frei von knochenſplitternden Beilhieben uſw.

Als eine ideale Tötungsart wird der Schußbolzen bezeichnet. Daß aber auch bei dieſer Methode häufig Fehlſchüſſe vorkommen, die zu grauſamen Tierquälereien führen und mitunter ſogar Men­ſchen gefährden, dafür ſeien nur einige Beiſpiele angeführt, über

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