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Das Schächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des Tierschutzes : eine gemeinverständliche Darstellung / von J. Unna
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Schonung der Tiere, daß Verletzungen, wie fie von den Geg nern behauptet werden, vermieden werden; denn jede ernſt­liche Verletzung des Tieres vor dem Schächtakt würde ja die Gefahr hervorrufen, daß es trela und damit für den Genuß unbrauchbar würde. Wenn aber auf dem Lande hie und da Unregelmäßigkeiten vorkommen ſollten, ſo kann dem durch behördliche Anordnungen, wie ſie tatſächlich wiederholt ergangen ſind, vorgebeugt werden; denn für die Methode des Niederlegens gibt es keine religions geſetzliche Vorſchrift, und deshalb bemüht man ſich auch immer wieder, Verbeſſerungen zu finden. Jeder Fortſchritt auf dieſem Gebiet wird von uns begrüßt, weil er der allgemeinen Tendenz unſeres Religionsgeſetzes, Tierquälereien zu vermeiden, entſpricht. Neuerdings iſt durch den in England erfundenen Weinbergſchen Apparat die Möglichkeit gezeigt, die Feſſelung ganz zu vermeiden(ſ. Bild) und damit den Gegnern auch dieſen Vor­wand zu nehmen. Was aber die angebliche Todesangſt der Tiere be­trifft, ſo beruht dieſe Behauptung nach dem Zeugnis kompetenter Beurteiler auf einer unzuläſſigen Uebertragung menſchlicher Empfin­dungen auf die Tiere. Im übrigen ſei über die Vorbereitungen das Urteil eines hervorragenden Tierphyſiologen, des verſtorbenen Direktors der Tierärztlichen Hochſchule Hannover, Prof. Dr. Dam­mann, angeführt: Ebenſowenig wie der Schächtakt ſelbſt, kann das vorberei­tende Verfahren ein tierquäleriſches genannt werden, vorausge­ſetzt, daß es in korrekter Weiſe zur Ausführung gebracht wird. Freilich, wer enragierte Schächtgegner ſchildern hört, wie die zur Schlachtſtätte geführten Tiere infolge des Blutgeruches und des An­blicks der entſeelten Genoſſen von Todesangſt gepackt, wie fie ge­knebelt und gewaltſam zur Erde geworfen werden, ſo daß innere Verletzungen, Rippen⸗, Becken- und Hörnerbrüche die Folge ſeien, wie der Kopf gewaltſam umgedreht wird und das Schlachtopfer in der gezwungenen Lage ſchwere Qualen auszuſtehen hat, ſo daß es oft über und über mit Angſtſchweiß bedeckt ſich zeigt, der mag wohl von Schauder durchrieſelt werden und geneigt ſein, der ganzen Prozedur den Stempel einer unverantwortlichen Grau­ſamkeit und Roheit aufzudrücken. In Wirklichkeit liegt die Sache aber ganz anders. Zunächſt beſteht der die Todesangſt veran­laſſende Effekt des Blutgeruches und des Anblicks toter Genoſſen lediglich in der Einbildung des Erzählers. Ich habe an dem geſtrigen Tage in dem hieſigen Schlachthauſe, nachdem bereits 70 Rinder geſchlachtet waren und reichliche Maſſen von Blut ſich auf den Boden ergoſſen hatten, Ochſen und Bullen, allerdings durch Augenleder geſchützt, hereinführen und über eine Viertel­

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