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Das Schächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des Tierschutzes : eine gemeinverständliche Darstellung / von J. Unna
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ſtunde ruhig daſtehen ſehen, ohne daß fie auch nur die geringſte Spur von Unbehagen oder Aufregung dokumentierten; und genau dasſelbe habe ich anderwärts wahrnehmen können, wenn ſogar der Anblick der geſchlachteten Stücke und das Schlachtens ſelber un­benommen war. Wer das Feſſeln und Niederwerfen als barbariſch brandmarkt, der muß logiſcherweiſe auch jedes Werfen von Pferden und Rindern, wie es der Tierarzt zu therapeutiſch⸗ operativen Zwecken tagtäglich vornimmt, als einen tierquäleriſchen Akt kenn zeichnen, woran doch ſicherlich noch niemand gedacht hat. Ver­letzungen mögen beim Niederwerfen ganz ausnahmsweiſe einmal vorkommen, aber jedenfalls ſind ſie reine Raritäten. Ich habe mehr als hundertmal dem Schächten beigewohnt, ohne daß ich jemals das Eintreten von Brüchen und inneren Läſionen dabei konſta­tieren konnte, und von Schlachthaustierärzten iſt mir ein gleiches berichtet worden. Das Wenden des Kopfes endlich auf die Stirn und des Halſes auf den Kamm kann erſt recht nicht als eine Marter angeſehen werden, da das Tier, wenn es bewirkt wird, ſich doch bereits in der Rückenlage befindet. Gewiß wird man ein­räumen dürfen, daß manche Tiere beim Werfen in Erregung ge­raten und, wenn ſie gefeſſelt daliegen, ſträubende Bewegungen ausführen, wie man es in gleicher Weiſe bei dem Niederlegen zum Behufe operativer Maßnahmen gelegentlich beobachten kann. Aber dieſe Erſcheinungen ſind nicht etwa durch Furcht vor dem Ge: ſchlachtetwerden veranlaßt, ſondern ſie ſtellen lediglich Reaktionen gegen den ſtörenden Eingriff und gegen die unbequeme Situation dar. Der Menſch, welcher weiß, daß das Tier in das Zenſeits befördert werden ſoll, mag Qualen dabei empfinden, beſonders, wenn die vorbereitenden Manipulationen ſich ungebührlich lange hinziehen. Bei den Tieren kann man hierbei aber von einer Todesangſt auch nicht mit einem Scheine von Berechtigung reden. Wer dieſe in dem Auge des Tieres lieſt und aus dem angeblichen Angſtſchweiß heraus deutet, der ſieht und deutet zuviel. Nichts: deſtoweniger bin ich weit davon entfernt, zu beſtreiten, daß auch Fehler bei dem vorbereitenden Verfahren vorkommen. Aber fie find nicht der Methode an ſich zur Laſt zu legen, ſo daß auf deren völlige Abſchaffung gedrängt werden müßte, ſondern fie liegen aus­ſchließlich in der mangelhaften oder unrichtigen Ausführung der­ſelben.

Und ähnlich ſagt auch Prof. Dubois-Reymond:

Was die Vorbereitung betrifft, ſo kann ſie nur dem grauſam ſcheinen, der beim Tier dasſelbe Verſtändnis für die Vorgänge in ſeiner Umgebung vorausſetzt, wie ſie etwa ein zum Tode ver ­

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