urteilter Menſch haben würde. Das Tier empfindet aber nur den unmittelbaren Zwang der Feſſelung und fühlt keine Todesangſt.
Es iſt nicht wahr, daß Tiere vor Blutgeruch ſcheuen oder aus dem Schickſal anderer Tiere auf ihr eigenes ſchließen.“
Es wird aber ferner behauptet, daß der Schächtſchnitt ſelbſt ſchmerzhaft ſei, und daß die Tiere nach dem Schnitt längere oder kürzere Zeit bei Bewußtſein ſeien. Dies ſei zu erkennen an den heftigen, minutenlangen Bewegungen der Extremitäten und an anderen Merkmalen. Dr. Klein⸗-Lennep hat im Jahre 1913 Verſuche mit Tötung durch Halsſchnitt angeſtellt, die in einem Film aufgenommen und mit erklärendem Text veröffentlicht wurden. Es wird darin gezeigt, daß angeblich ordnungsgemäß geſchächtete Tiere noch gehen und geordnete Bewegungen ausführen können. Vergl. Seite 23.)
Gegenüber dieſen Behauptungen iſt von maßgebenden Männern der Wiſſenſchaft und der Praxis feſtgeſtellt worden, daß der Schächtſchnitt ſelbſt, weil er mit einem haarſcharfen Meſſer ausgeführt wird, nur einen ganz geringen Schmerz verurſachen könne oder überhaupt nicht empfunden wird. Das Bewußtſein erliſcht infolge des ungeheuren Blutverluſtes ſofort nach dem Schnitt; die ſtarken Bewegungen, die nach einiger Zeit einſetzen, ſind lediglich Reflexbewegungen, die mit Schmerzempfindung nichts zu tun haben. Auch die„geordneten Bewegungen, die geſchächtete Tiere gemacht haben ſollen, ſind nicht anders zu beurteilen. Zahlreiche Verſuche der Phyſiologen an Hunden, Katzen und Kaninchen haben gezeigt, daß dieſe Tiere nach Entfernung des Großhirns, des Sitzes des Bewußtſeins, noch längere Zeit am Leben erhalten wurden und koordinierte Bewegungen machten, obwohl ſie ſich pfychiſch ſtumpf wie völlige Idioten benahmen. Auf den Laien machen dieſe Bewegungen den Eindruck von Bewußtſeinsäußerungen, aber dieſer Eindruck iſt irreführend. Die Frage, ob noch Bewußtſein vorhanden ſei, kann nur durch wiſſenſchaftliche Feſtſtellungen der Fachleute entſchieden werden. Es muß deshalb auch entſchieden verurteilt werden, wenn die Tier. ſchutznereine urteilsloſe Laien in die Schlachthäuſer führen und durch Gefühlserregungen Stimmung gegen das Schächten zu machen verſuchen.
Neuerdings wird auch viel mit der Behauptung agitiert, daß durch die vom Schächtſchnitt unberührten Wirbelarterien dem Gehirn ſoviel Blut zugeführt würde, daß das Bewußtſein dadurch erhalten werde. Auch dieſe Anſicht iſt nach den Aeußerungen hervorragender Autoritäten irrig. Die experimentellen Forſchungen von Prof. Bongert-⸗Berlin und Dr. Lieben-Prag haben ergeben,
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der Schächtschnitt und die Muskelbewegungen|
Die Führungen
der Tierſchutzver- eine durch die Schlachthäuſer
Die Wirbelarterien