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Das Schächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des TierschutzesSchächten vom Standpunkt der Religion und des Tierschutzes : eine gemeinverständliche Darstellung / von J. Unna
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Gebirgsdörfer erſtreckte, wo man kaum jemals einen Juden geſehen und vom Weſen des Schächtens keine Ahnung hatte, gelang es den Schächtgegnern, einen Sieg zu erringen. Aber auch dann beſchränkte ſich die Bundesbehörde darauf, den Kantonen das Ergebnis der Ab­ſtimmung pflichtgemäß mitzuteilen; ſie hat aber den Erlaß eines für alle Kantone geltenden Vollziehungsgeſetzes und jede Erweiterung des Verbots auf das Geflügel⸗Schächten, die Unterſagung der Fleiſcheinfuhr uſw. trotz des Drängens des Zentralvorſtandes der Tierſchutzvereine abgelehnt. Die Verſorgung der iſraelitiſchen Be⸗= völkerung mit rituellem Fleiſch geſchieht ſeitdem, allerdings unter großen Opfern, durch Einfuhr aus den Grenzländern Deutſchland, Frankreich und Italien.

Bei den Verhandlungen des norwegiſchen Storthing über die Schächtfrage am 12. und 13. Juni 1929 hat ſich die Regierung eben­falls gegen das Schächtverbot ausgeſprochen. Der Miniſter betonte dabei, daß es eine Frage der Toleranz ſei, daß es ſich nur um ein paar hundert Schlachttiere handle, die jährlich nach dieſer Methode geſchlachtet würden, und daß rings im Lande Schlachtmethoden an­gewendet würden, die nicht eben empfehlenswert ſeien. Das Verbot wurde trotzdem beſchloſſen. Zur Beleuchtung der norwegiſchen Agi­tation gegen das Schächten mag aber eine Beſchreibung des Wal­fiſchfanges dienen, die im Unterhaltungsblatt zur Ingolſtädter Zei­tung vom 18. Auguſt 1929 erſchienen iſt. Dort heißt es:Die Har­pune, die eine im Tierkörper krepierende Granate in der Spitze trägt, nimmt eine 1000 Meter lange Leine mit ſich. Nur wenn das Geſchoß in den Bruſtraum dringt und durch die teufliſche Wirkung der Granate das Herz oder große Schlagadern zerriſſen werden, bleibt der Wal auf dem Anſchuß. Meiſtens aber müſſen bei größe­ren Exemplaren zwei oder drei ſolcher Mordwerkzeuge verſchoſſen werden. Der alſo gepeinigte, harmloſe Meeresſäuger zieht oft ſtun­denlang das Fangſchiff mit ſich herum und ſucht durch tiefes Tauchen von ſeinen Peinigern loszukommen. In einem von Prof. Hentſchel berichteten Falle ſchleppte der ſo tierguälDediſchgemarterte Rieſe das Schiff volle drei Tage lang! Und weiter heißt es dann:Die aus dem Walfanggeſchäft win ken­den enormen Gewinne find die Urſache, daß be: ſonders in Norwegen neue Geſellſchaften wie Pilze aus der Erde ſchie ßen. Man hat niemals gehört, daß die norwegiſchen Tierſchutzvereine gegen dieſe entſetzliche aus bloßer Profitſucht betriebene Tierquälerei energiſch Front gemacht hätten.

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