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Stand und Herkunft der Bischöfe der Magdeburger und Hamburger Kirchenprovinzen im Mittelalter / von Gerhard Müller-Alpermann
Entstehung
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Rückblick auf die Magdeburger Kirchenprovinz.

Die Biſchöfe vor dem Wormſer Konkordat gehörten, ſoweit Feſtſtellungen darüber möglich ſind, edlen Geſchlechtern an. Der erſte Biſchof miniſterialen Standes gelangte 1171 mit Eber­hard zur Regierung des Merſeburger Sprengels. Im nächſten Jahrhundert erſcheinen in allen weiteren Bistümern, zuletzt in Naumburg , Miniſterialen auf dem biſchöflichen Stuhl. Ihre Zahl nahm in den nächſten Jahrhunderten zu, vor allem in den brandenburgiſchen Bistümern, wo der Stand der Nobiles nur durch wenige Geſchlechter vertreten und das Rittertum beſonders mächtig war. In der Metropole ſelbſt blieb die Zahl der Mini­ſterialen auf drei beſchränkt. Bürgerſöhne als Biſchöfe begegnen ſelten und erſt ſeit dem 14. Jahrhundert, insgeſamt zwölf; von dieſen waren fünf vom Papſte providiert. Mehr als drei hat es in keinem Bistum gegeben; Naumburg und Merſeburg haben nur einen ſolchen Biſchof gehabt. Die Anſchauung blieb, daß ſie nur unter beſonderen Umſtänden, und wenn ſie im Beſitz akademiſcher Grade waren, das Biſchofsamt bekleiden konnten. Beachtlich iſt eine Urkunde des Papſtes Sixtus IV. vom Jahre 1476, in der von der Aufnahme in die Kapitel zu Meißen , Naumburg und Merſeburg jeder ausgeſchloſſen wird, nisi nobilis de militari genere ex utroque parente et de legitimo matrimonio procreatus aut in theologia utroque vel altero iurium doctor seu licentiatus vel medicinae magister exstiterit h.

Der Einfluß der Könige bei der Beſetzung hatte zur Folge, daß in der Frühzeit häufig Mitglieder der königlichen Kanzlei und Kapelle zur Leitung eines Bistums gelangt ſind. Seitdem das Wahlrecht bei den Kapiteln lag, wurden in ſteigendem Maße Männer aus den eigenen Reihen erhoben. Erſt der päpſtliche Einfluß, der ſich ſeit dem Ende des 13. Jahrhunderts geltend machte, brachte oft Angehörige fremder Kapitel in den Beſitz des Bistums. Als ſich der Papſt im 15. Jahrhundert in der Regel mit der nachträglichen Beſtätigung der Wahlen begnügte, gingen die Biſchöfe wie vordem aus dem eigenen Kapitel hervor. Für die märkiſchen Bistümer war es von Bedeutung, daß 1447 der Kurfürſt das landesherrliche Nominationsrecht vom Papſt zu­geſtanden erhielt und ſo ſein Wille bei der Beſetzung maßgebend wurde. In der ſpäteren Zeit kamen mehrmals landesherrliche Beamte durch den Einfluß ihres Fürſten auf den biſchöflichen Stuhl.

ı) Cod. dipl. Sax. reg. 2. Abt. Ill S. 238 ff Nr. 1193.