Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
Seite
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Die Beurtheiler widersprechen einander.

Der Nutzen einer solchen Zusammenstellung be­steht darin, dass man sieht, was die Aussagen der Leute werth sind. Bei Urtheilen über Geistiges kann man nicht recht nachkommen, und es giebt überall Auswege. Urtheile über Sichtbares aber müssen über­einstimmen oder nicht. Da heisst es denn: sie haben Augen und sehen nicht, denn in nichts stimmen die Urtheile überein. Nach Schönborn hat Goethe schwarze, nach Boie hellbraune Augen. Nach Veit hat er 1793 gelbe äusserst krumme Zähne, nach Parthey ist der Mund 1827 ganz zahnlos, nach dem Leibarzte Dr. Vogel hatten sich die Zähne bis in das höchste Alter in gutem Zustande erhalten. G. Schwab findet 1815 einesparsam weissgelockte Stirn nach Grüner ist 1820 das Haar wenig gebleicht. Nach Graf Baudissin hat er 1809 ‚eine herrlich braune Farbe, nach Grüner ist die Gesichtsfarbe weiss und geröthet, nach W. Zahn ist das Gesicht 1827 bronzefarbig, Eckermann meint im Herbst 1828, die Sonne habe ihn gebräunt, er kann ihn also vorher nicht bronzefarbig gesehen haben. D. Veit sagt, Goethe habe eine recht eigentliche Ha­bichtnase, woraus hervorgeht, dass er entweder nie Goethes Nase, oder nie einen Habichtschnabel gesehen hat. Und das will ein Maler sein! Von den braunen Pupillen Höyens, den verknöchernden Pupillen Müllers und ähnlichem Unsinne will ich gar nicht reden. Sucht man aus den hier mitgetheilten und anderweiten Aeusserungen das Brauchbare zusammenzustellen, so ergiebt sich, dass wir über Goethes Körper nicht ge­rade viel wissen. Nur aus Rauchs Biographie erfährt