Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
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Das Körperliche.

man, dass Goethe 174 cm lang war. Das Maass muss 1820 genommen sein, Goethe war also 71 Jahre, es mag daher die Länge in den guten Jahren etwas grösser gewesen sein. Rauch giebt auch an, dass die Beine im Verhältnisse zum Rumpfe etwas kurz gewesen seien. Was die Stein über kurze Arme sagt, ist wohl die reine Bosheit. In der Jugend war Goethe mager, nach der italienischen Reise wurde er dicker, im höheren Alter verlor sich das Fett wieder. Schultern und Brust waren breit. Der mächtige, stark gewölbte Thorax und die aufrechte Haltung haben offenbar den impo­nirenden Eindruck der Figur bewirkt. Das Haar war braun. Auch die Augen waren braun. Die Lidspalten müssen gross gewesen sein; dieser Umstand und der, dass Goethe die Augen oft rasch hin und her be­wegte, bald mehr, bald weniger weit öffnete, haben wohl die tiefe Wirkung der Goethischen Augen auf die Menschen hervorgebracht, von der in den über­spanntesten Ausdrücken erzählt wird. Möglicherweise sind in der Jugend die Pupillen auffallend gross ge­wesen. Das hängt zum Theil von der nervösen Er­regung ab. Dazu kommt, dass Goethe kurzsichtig war.) Die Ohren waren gross und, in der Haupt­

*) Ueber die Kurzsichtigkeit hat Herm. Cohn alles Nöthige gesagt.(Goethes Kurzsichtigkeit und seine Lorgnetten. S.-A. a. d. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des Auges, IV. 8, 1900.) Vgl. dazu Goethe-Jahrbuch Bd. 23. p. 214. Die da erwähnten Bemerkungen von F. Vierling wollen recht wenig bedeuten. Die Thatsache, dass Goethe im Alter ohne Brille las, beweist doch allein, dass er kurzsichtig war, und zwar natür­lich von Jugend an.