Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
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Goethes Hand.

sache wenigstens, normal geformt. Das Gehör war gut, nahm im höheren Alter etwas ab. Die Gesichts­farbe scheint in der Jugend blass, im reifen Alter bräunlich gewesen zu sein. Von der[rechten] Hand Goethes, die Graf Baudissin unvergleichlich schön findet, existirt ein Gipsabguss, der aus dem Jahre 1820 stammen soll. Auf jeden Fall ist es eine Greisenhand,

Ausser den von den Autoren schon citirten Stellen kommt noch folgende in Betracht. Goethe sagt(zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Hempelsche Ausgabe XXXIV. S. 125):Da ich von Jugend auf meine Augen sehr leicht in den Zustand des Schielens versetzen kann,[folgt Bemerkung über Doppelbilder]. Es bestand also Insufficienz der inneren geraden Augenmuskeln, die Begleiterscheinung der Myopie.

Die merkwürdige Abneigung Goethes gegen Brillen ist be­kannt. Cohn hat drei Stellen angeführt. Eine 4. citirt das Goethe-Jahrbuch. Ferner sieht man aus folgender Stelle der Wanderjahre, was für wunderliche Gedanken Goethe manch­mal hatte:Ich habe im Leben überhaupt und im Durchschnitt gefunden, dass diese Mittel, wodurch wir unsern Sinnen zu Hülfe kommen, keine sittlich günstige Wirkung auf den Menschen ausüben. Wer durch Brillen sieht, hält sich für klüger als er ist: denn sein äusserer Sinn wird dadurch mit seiner innern Urtheilsfähigkeit ausser Gleichgewicht gesetzt... So oft ich durch eine Brille sehe, bin ich ein anderer Mensch und gefalle mir selbst nicht; ich sehe mehr als ich sehen sollte; die schärfer gesehene Welt harmonirt nicht mit meinem Innern, und ich lege die Gläser geschwinder wieder weg, wenn meine Neugierde, wie dieses oder jenes in der Ferne beschaffen seyn möchte, be­friedigt ist.... So bin ich z. B. überzeugt, dass die Gewohn­heit Annäherungsbrillen zu tragen an dem Dünkel unserer jungen Leute hauptsächlich Schuld hat.

Am 6. Jan. 1825 sagte Goethe zum Canzler, Wilhelm Müller seieine unangenehme Personnage, suffisant, überdiess Brillen tragend, was mir das Allerunleidlichste ist.