Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
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Das Geistige.

wenn es etwas Gutes gab, aber er war nie ein Fein­schmecker, und er hat zeitweise so dürftig gelebt (vgl. die Berichte über sein Essen in Jena), dass es einen rührt.

Goethe war auch ein starker Weintrinker. Trotz der mehrfach von ihm ausgesprochenen Erkenntniss, dass der Wein ihm schade, kehrte er doch immer wieder zu dem verführerischen Getränke zurück, und nach der italienischen Reise machte er sich auch keine Scrupel mehr. Er versetzte sich zuweilen absichtlich in leichte Betrunkenheit(vgl. z. B. den Bericht Reh­beins über denSpitz am 27. August 1818). Wahr­scheinlich ist Goethes Nierenleiden eine Folge des Trinkens; wahrscheinlich auch ist an der Sterblichkeit seiner Kinder und an der Mangelhaftigkeit des über­lebenden Sohnes Goethes Weintrinken nicht ohne Schuld.

Andere Genussmittel wies er zurück. Er hat zwar zeitweise Kaffee und Thee getrunken, aber er liebte diese Getränke nicht, und er sagt ihnen, wie es Alkohol­trinker gern thun, allerhand Böses nach. Den Tabak verabscheute er.

Geschlechtstrieb. Nachgewiesen ist geschlecht­licher Verkehr in Leipzig, in Rom und mit Christiane, Das Andere weiss man nicht. Es liegt jedoch kein Grund vor, anzunehmen, Goethes Geschlechtstrieb im engeren Sinne des Wortes sei besonders stark ge­wesen, etwa so, wie er es beim Herzog war. Vielmehr scheint es mir, wenn ich alles zusammenfasse, dass Goethe im Geschlechtsverkehre immer mässig gewesen