Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
Seite
218
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Goethe und Gall.

vernahm, auch durch seinen Scharfblick verleitet zu sehr ins Specifische gehen, so hing es ja nur von uns ab, ein scheinbar paradoxes Absondern in ein fass­licher Allgemeines hinüber zu heben. Man konnte den Mord-, Raub- und Diebsinn so gut als die Kinder-, Freundes- und Menschenliebe unter allgemeinere Rub­riken begreifen, und also gar wohl gewisse Tendenzen mit dem Vorwalten gewisser Organe in Bezug setzen.

Wer jedoch das Allgemeine zum Grund legt, wird sich nicht leicht einer Anzahl wünschenswerther Schüler zu erfreuen haben, das Besondere hingegen zieht die Menschen an, und mit Recht; denn das Leben ist aufs Besondere angewiesen, und gar viele Menschen können im Einzelnen ihr Leben fortsetzen, ohne dass sie es nöthig hätten weiter zu gehen als bis dahin, wo der Menschenverstand noch ihren fünf Sinnen zu Hülfe kommt.

Beim Anfang seiner Vorträge brachte er einiges die Metamorphose der Pflanze Berührende zur Sprache, so dass der neben mir sitzende Freund Loder mich mit einiger Verwunderung ansah; aber eigentlich zu verwundern war es, dass er, ob er gleich diese Ana­logie gefühlt haben musste, in der Folge nicht wieder darauf zurückkam, da doch diese Idee gar wohl durch sein ganzes Geschäft hätte walten können.

Ausser diesen öffentlichen, vorzüglich kranio­logischen Belehrungen entfaltete er privatim das Ge­hirn selbst vor unsern Augen, wodurch denn meine Theilnahme sich steigerte. Denn das Gehirn bleibt immer der Grund und daher das Hauptaugenmerk,

BB