Gall über Goethe.
mir, der ich durch mein Uebel an höherer Beschauung und Betrachtung nicht gehindert war, sehr auslangende Kenntniss und Uebersicht seiner Ueberzeugungen mitzutheilen.
Dr. Gall war abgegangen und besuchte Göttingen; wir aber wurden durch die Aussicht eines eigenen Abenteuers angezogen.“[Folgt der Besuch bei Beireis.]
Auch von Galls Seite liegen einige Aeusserungen vor. Er schrieb‘) seinem Freunde D. A. Streicher: „Als ich nach Halle kam, wartete schon Goethe auf mich, er war in der Absicht dahin gereist, obschon er sich sehr übel befand. Er war mein eifrigster Zuhörer und diese Ehre wurde mir sehr beneidet.“ Steffens, Loder und Vulpius sollen Gall in der Meinung bestärkt haben, Goethe sei seinetwegen gekommen. Gall schrieb weiter:„Obendrein musste ich Goethe öfters eigene Vorlesungen zu Hause geben, damit wir ja mit unseren wechselseitigen Ideen recht vertraut werden sollten. Er bestätigte häufig meine Sätze mit seiner eigenen Erfahrung und war überaus glücklich bei dem Uebergang meiner Aufschlüsse über die bestimmten Eigenschaften des Geistes. Unsere Gemüther schmolzen oft so ganz inniglich zusammen. Wir sahen uns und verliessen uns nie, ohne uns herzlich zu umarmen. Es ist aber auch wahr, Goethes Kopf ist ein göttlicher Kopf, was es vorragt, wie edel es sich hinwölbt, wie sichs zum Bilde eines Jupiter eignet. Ach Streicher bei solcher Erscheinung möchte ich mir selbst Weihrauch streuen und mir zurufen ach du seliger Gall! So hat Gott überall eine leserliche Hand