Goethe und Gall.
geschrieben, aber nur wenige sind eingeweiht diese Hand auch lesen zu können.“
Ein weiterer Bericht über die Vorgänge in Halle steht im Intelligenz-Blatte der J. A. L. Z. vom 28. Juli 1805(No. 83. p. 701):„Dr. Gall hält seine Vorlesungen seit dem 8ten dieses bey uns Abends von 6—8 Uhr, und wird bis zum Ende dieser Woche fortfahren[der Brief ist vom 16. Juli datirt]l. Goethe, der sich jetzt hier aufhält, und Wolf sind aufmerksame Zuhörer von ihm, und beide lassen seinem feinen Beobachtungsgeiste und Scharfsinne volle Gerechtigkeit widerfahrenGall hat überhaupt etwa 120 Zuhörer, unter welchen wenigstens 30—40 Freybillets erhalten haben; keinem, der sich darum beworben hat, versagte er den Zutritt. Er logirt bey dem Geh. Rath Loder. Ob alle Resultate, welche Gall aus seinen vielen und trefflichen Beobachtungen zieht, richtig sind, wagt man nicht zu behaupten; doch ist er selbst so bescheiden, mehrere derselben nur für Vermuthungen auszugeben. Was die anatomischen Facta betrifft, auf welche er sich stützt: so hat unseren berühmten Anatomiker von der Richtigkeit mehrerer derselben die Autopsie und anatomische Evidenz überzeugt; andere schienen demselben noch nicht klar genug, weil er erst ein paar Menschengehirne— die noch dazu sehr weich waren — mit Gall zergliedert hat. Loder will sich alles von Gall wiederholt zeigen lassen, und dann für sich allein eine Reihe von Versuchen an Menschen- und ThierGehirnen machen, um alles genau zu prüfen; nachher erst wird er sein Urtheil darüber öffentlich geben.—