Gall in Goethes Briefen.
kannst Du nicht bei uns bleiben!— Mit Thränen in den Augen mussten wir scheiden und unter diese Thränen mischten sich die Thränen der vortrefflichen Herzogin. Ueberhaupt war dieser Aufenthalt in Weimar sehr angenehm.— Schwerlich wird jemand so glücklich sein mit den ausgewählten Menschen von allen Klassen so vertraut zu werden, wie ich. Keinem Kaiser könnte man mehr Achtung und Zudringlichkeit erweisen. Ich muss daher unserem Zeitalter volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass es mich weit über meine Verdienste und zwar noch bei Lebzeiten belohnt hat. Dieses soll mir aber auch ewig zur Aufmunterung dienen, nie etwas Anderes als wohlthätige Wahrheiten zu suchen und diese nicht in die Stuben der Gelehrten, sondern in die Herzen der gesammten Menschheit zu vergraben.“
Wie lebhaft Goethes Interesse war, das zeigen seine Briefe. Am 3. 8. schreibt er von Lauchstädt aus an Cotta:„Dr. Gall ist auch in Weimar sehr wohl aufgenommen worden und wird wahrscheinlich von der Mitte dieses Monats an daselbst und in Jena lesen. Auch ist schon ein Ruf aus Bremen an ihn ergangen. Wenn er nicht so geschwind nach Hause eilt, so kann er noch ganz Deutschland erobern.“ Am 5. 8. schreibt er an Nicolaus Meyer in Bremen:„Ihr Schreiben an Herrn Dr. Gall habe ich sogleich nach Göttingen abgeschickt, als wohin er unmittelbar zu reisen willens war, da er aus dieser Gegend wegging. Allein ich höre nun, dass er noch in Weimar lesen und vor der Hälfte dieses Monates wohl kaum von dort scheiden
Möbius, Werke III.