Mündliche Aussprüche Goethes über Gall.
mir sehr annehmlich. Das den Schädel ein wenig emportreibende kleine Partikelchen Hirn thut’s freilich nicht, sondern der gesammte Theil des Nervensystems, der in jenem Partikelchen sich endet. Ich stelle mir es so vor. Wenn wir einen Schädel in den Händen haben, und auf ein an demselben befindliches sogenanntes Organ hinabsehen, so blicken wir aus der Höhe auf einen belaubten Wipfel eines Baumes, dessen Aeste wir aus unserem Standpunkt nicht bemerken, und noch weniger den(hier in Rückenmark eingehüllten) Stamm sehen können. Aber wenn ich aus meinem Fenster meiner obersten Etage auf einen tief darunter stehenden Baum hinabsehe, so unterscheide ich gewiss sehr richtig an der Belaubung des Wipfels, ob der Baum in gesundem starkem Trieb stehe, oder ob er am Stamm den Brand habe, an der Wurzel von Wassermäusen angenagt sei u. dergl. Selbst die einzelnen kränkelnden oder gesunden Aeste erkenne ich so von oben herab sehr sicher an der Beschaffenheit ihrer Belaubung. Nicht als wenn die Kraft des Baumes von dem üppigen Laub abhinge, sondern ich dort oben, der ich nicht hinabsteigen und Stamm und Wurzel untersuchen kann, erkenne nur die kräftige und kränkelnde Vegetation am Laube des Wipfels.“ Im Gespräche mit Riemer sagte Goethe am 2. December 1806.„Wenn die Natur einen bestimmten Etat für die genera der organischen Wesen hat, demzufolge sie eine starke Ausgabe durch eine Ersparniss wieder compensiren muss, so hat sie ihn wahrscheinlich auch bei den Individuen. Um nur vom Menschen zu reden,