Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
Seite
230
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Goethe und Gall.

so scheinen die starken Ausgaben an gewissen Theilen der Organisation gewisse Schwächen an anderen nach sich zu ziehen. Und auf dieser Lässigkeit, auf dieser Balancirung, scheint es, beruht alle Verschiedenheit der Bildung, und nur auf diesem Wege dürfte Galls Theorie zu begründen sein.

Das Gallsche System kann dadurch zu einer Erläuterung, Begründung und Zurechtstellung gelangen.

Es ist ein sonderbarer Einwurf, den man gegen dasselbe davon hergenommen hat, dass es eine par­tielle Erklärungsweise sei von Erscheinungen, die aus dem gesammten organischen Wesen ihre Erklärung schöpfen. Als wenn nicht alle Wissenschaft in ihrem Ursprunge partiell und einseitig sein müsste! Das Buchstabiren und Syllabiren ist noch nicht das Lesen, noch weniger Genuss und Anwendung des Gelesenen; es führt doch aber dazu. Eine Würdigung dieser erst aufkeimenden Wissenschaft oder dieser Art des Wissens ist noch viel zu früh.

Unter dem 16. December 1806 schreibt Riemer: Goethe bemerkte, dass, da er nach Gall die Gabe habe, sich nur gleichnissweise auszudrücken, er nun auch das Verhältniss der Newtonischen Lehre zu seiner und der frühern in einem Gleichniss darstellen wolle: er habe dieses gefunden in den verschiedenen astronomischen Systemen. Das Newtonische verhalte sich zu dem neuesten, seinem, wie das Tycho-de-Bra­hische zu dem Kopernikanischen.

Im Tagebuche ist unter 23. 2. 1807 notirt:Abends Comödie: Die Organe des Gehirns. Es handelt sich