Goethe und Gall.
sich selber nicht verkürzen wollten, einen solchen Aufenthalt nicht verlassen dürften.“
Aus der späteren Zeit ist wenig mehr anzuführen. Goethes Theilnahme wandte sich anderen Dingen zu, und nur hie und da wird Gall noch erwähnt.
Am 24. Juni 1823 nahm Goethe im Gespräche mit F. von Müller Partei für Galls Lehre gegen die Pariser Kritiker.
Als Goethe den zweiten Aufenthalt in Rom bearbeitete, wies er bei Gelegenheit des angeblichen Raphael-Schädels*) auf Gall hin:„Ein wahrhaft wundersamer Anblick! Eine so schön als nur denkbar zusammengefasste uud abgerundete Schale, ohne eine Spur von jenen Erhöhungen, Beulen und Buckeln, welche, später an andern Schädeln bemerkt, in der Gall’schen Lehre zu so mannichfaltiger Bedeutung ge
worden sind.“ In den Wanderjahren schreibt Hersilie an Wilhelm, sie habe den Schlüssel zu dem wunderbaren Kästchen
gefunden, und habe ihn heimlich an sich genommen. „Da sehen Sie nun, in was für einen Zustand mich die Freundschaft versetzt: ein famoses Organ entwickelt sich plötzlich, Ihnen zu Liebe; welch ein wunderlich Ereigniss!“ Natürlich ist Galls Organ des Erwerbsinnes oder Stehltriebes gemeint.
Am 20. Juni 1827 erwähnte Goethe gegen F. von
*) Der echte Schädel ist bekanntlich später in Raphaels Grabe gefunden worden. Der Schädel in der Akademie S. Luca, von dem Goethe spricht, soll einem anderen Künstler(Gregorio Adjutorio) angehört haben.