Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
Seite
244
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Anmerkungen zuGoethe und Gall,

geschrieben von Nannette Streicher und gewidmet dem Dr. Anton Rollett.

Leider ist man auf die in Rolletts Aufsatze mitgetheilten Briefstellen angewiesen. Ich schrieb an Rollett und bat ihn, die Briefe Galls einsehen zu dürfen. Rollett antwortete: ich habe das Uebrige späterer Bearbeitung vorbehalten, wozu ich leider wegen Ueberhäufung mit Berufsgeschäften bis jetzt nicht ge­kommen bin. Er müsse auch jetzt noch sich die Entscheidung vorbehalten, was von dem Briefwechsel zu veröffentlichen sei, und könne daher meiner Bitte nicht entsprechen.

Abgesehen von den Briefstellen habe ich Rolletts Aufsatz nicht viel entnehmen können, denn Rollett ist gegen Gall durch­aus feindselig gesinnt, und Rollets Unterlagen sind unvollständig gewesen.

5) Ueber das zurückgewiesene Stück wird in der J. A. L.Z. vom 19. 9. 1805(No. 224, p. 559) berichtet:Schöne Künste. Berlin und Leipzig: Die Schädellehre, Lustspiel in 1 Act. Von C. St. 1805. 645. 8°.(7 gr.) Der Chirurg in einer kleinen Stadt, der etwas von Galls Schädellehre vernommen hat, ver­weigert einem Justiz-Commissar seine Tochter, weil er beym Rasiren einen zu glatten Schädel an ihm bemerkt, und will, wider den Willen seiner Tochter, seinen Gesellen zum Schwiegersohn haben, weil dieser einen Schädel voller Buckeln besitzt. Den in dieser Zeit begangenen Diebstahl giebt er einem bey sich woh­nenden Juden Schuld, hinter dessen Ohren er eine erschreckliche Erhöhung gefunden hat. Der Justiz-Commissar entdeckt aber den Dieb in dem von dem Chirurg so gepriesenen Gesellen, und wie dann nun sein Herr ihn fragt, wie es möglich sey, bey solch einem Schädel zu stehlen, so ergiebt sich, dass alle diese Erhöhungen nichts sind als Knorpel, Ueberbleibsel von Schlägen, die er in seiner Jugend, als ein sehr gottloser Bube, von seinem Stiefvater erhalten. Der Erfolg lässt sich errathen. Der Plan des Stücks ist gut angelegt und durchgeführt, und der Dialog mit Leichtigkeit gehalten.

v. Biedermann(Goethes Briefe an Eichstädt. Berlin 1872) meint, vielleicht sei das LustspielDie Schädellehre dasselbe wie das von Goethe im J. 1803 erwähnteDer Schädelkenner, Das ist jedoch sehr unwahrscheinlich, denn wie sollte das 1802 wahrscheinlich von Willemer selbst geschriebene Stück erst 1805