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dann rückte er vor ihre Feſte Brandenburg. Dieſe beſtand da— mals und uberhaupt während dieſer ganzen erſten Periode(bis 1157) bloß aus demjenigen Theile der Stadt, welcher auf der Havelinſel liegt und heut zu Tage den ſogenannten Dom oder die Burg bildet. Noch war die Altſtadt, noch war die Neuſtadt nicht vorhanden: an der Stelle der erſtern lag hoͤchſtens das Dorf Parduin, was ſpaͤterhin(in Urkunden nach 1157) oft vorkommt. Der Ort war mithin klein; dennoch nennen ihn einige Annaliſten aus der erſten Zeit bereits eine Stadt(urbhem(*)), und für die damaligen Verhaͤltniſſe konnte er auch dafuͤr gelten. Kein Damm, keine Brücke führte zu ihm hinuͤber. Schon durch dieſe Lage inmitten der Havel und in Suͤmpfen war Branden— burg geſchüͤtzt; darum es auch eine Burg(castrum(2), mit welchem Namen es gleichfalls oft von den aͤlteſten Annaliſten und in den aͤlteſten Urkunden belegt wird, genannt werden konnte, d. h. nicht eine Burg im jetzigen Sinne, ſondern in damaliger Bedeutung(*) eine Feſte, ein feſter Platz. Vielleicht hatte man es auch noch, wie damals die Sitte war, mit Palliſaden oder Planken an den Zuguͤngen bewehret.
Brandenburg war zu jener Zeit, als Heinrich es berennte,
) Vgl. v. Raumer's Reg. S. 26. Nr. 118,
2) Vgl. v. Raumer a. 4. O.
) Man vgl. uͤber dieſe Bedeutung des Wortes eastrum, worauf hier ſo viel ankommt, weil die unkenntniß derſelben zu mehrfachen Irrthuͤmern, namentlich zu der Annahme gefuͤhrt hat, Brandenburg habe urſpruͤnglich eine Burg, im eigentlichen(ſpaͤtern) Sinne, ein Fort mit einem Walle, mit Graͤben, Mauern, Zugbruͤcken ze. gehabt, Waitz a. a. O. S. 152.»Es bezeichnete eastrum im Iten und 10ten Jahrhundert ſowohl einen befeſtigten, als einen offenen Ort, ſowohl was wir jetzt Burg nennen, als was bei uns Flecken oder Stadt heißt.« Brandenburg liefert hierzu einen hoͤchſt merkwürdigen Beleg. In einigen von v. Raumer a. 4. O. angefuͤhrten Stellen heißt es bald urbs, bald eastrum, bald Burg. Eben ſo wechſeln in den Urkunden des hieſigen Domcapitels die Ausdruͤcke ei vitas, urbs, castrum fuͤr einen und denſelben Platz unſerer heutigen Stadt, naͤmlich fuͤr den Theil auf der Havelinſel. Von Feſtungswerken iſt daſelbſt nie eine Spur geweſen. Die Lage machte den Ort ſchon feſt. Die Annahme alſo, daß ehemals hier eine Burg (im eigentlichen Sinne) geſtanden habe, iſt wohl ein Irrthum.