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30 ſal beider Namen buͤrgt für die Richtigkeit der obigen Anſicht. Hiernach waͤre alſo anzunehmen, daß die Deutſchen auch ſchon im gten Jahrhundert in den Slaviſchen Ländern diesſeit der Elbe Niederlaſſungen, und unter dieſen Brandenburg gegründet haͤtten.
Bei der Hinfaͤlligkeit des Deutſchen Reiches unter den letzten Karolingern(bis 911) und unter Konrad J.(911 bis 916) waͤre es zu verwundern geweſen, wenn die unruhigen Slaven von dieſem traurigen Zuſtande unſers Vaterlandes nicht Vortheil gezogen, wenn ſie nicht die Deutſchen aus ihrem Lande gejagt und deren Ortſchaften eingenommen, wenn ſie nicht ihre Einfälle und Raubzige wiederholt hätten, Die an der Havel wohnenden Stodoraner blieben gewiß auch nicht muͤßig: fie eben werden Bran— denburg erobert, die Deutſchen Bewohner vertrieben oder getoͤdtet haben; ſie werden es ferner nicht an Einbruͤchen ins uͤberelbiſche Gebiet und an Raͤubereien haben fehlen laſſen. Das konnte aber ein Heinrich J.(919 bis g36) nicht dulden, der, hochherziges Sinnes, ein Sachſe von Geburt, ſich berufen fühlte, die Ehre des Deutſchen Volkes aufrecht zu halten und insbeſondere ſein Sachſenland zu ſchuͤtzen. Kaum hat er die Zügel der Regierung ergriffen, als er mit Ernſt darnach trachtet, die Unbill zu raͤ— chen, und hier beginnt, wie für Deutſchland eine neue Epoche, ſo fuͤr Brandenburg die eigentliche Geſchichte. Heinrich entwickelt eine ungewöhnliche Thaͤtigkeit. Zuvoͤrderſt weiß er ſich durch einen Waffenſtillſtand der laͤſiigen Ungarn zu entledigen; dann befeſtigt er die Staͤdte des Reiches, vermehrt die Zahl ih— rer Bewohner und Vertheidiger, übt dieſelben tüchtig im Kriegshandwerk(1), und als er ſich fuͤhlt, wirft er ſich urploͤtzlich auf die Slaven diesſeit der Elbe. Es war im Jahre 928(2), vielleicht ſchon der Herbſt, als er den Strom uͤberſchritt. Zuvoͤr—
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derſt ſchwaͤchte und ermuͤdete er die Feinde durch viele Treffen;
) S. die merkwuͤrdige Stelle bei v. Raumer: Reg. S. 26. Nr. 1I7. Vgl. Waitz: König Heinrich I.(Ranke's Jahrb. des deutſchen Reiches unter dem Saͤchſ. Hauſe. B. J. Abth. J.) S. 73 ff.
) So Waitz 4. a. O. S. 86 ff,, das Ergebniß der neueſten unter— ſuchungen, wozu auch Palacky's Nachrichten uͤber die Geſchichte Boͤhmens a. 4. O. S. 205 zu paſſen ſcheinen. Nichts iſt bis jetzt unbeſtimmter geweſen als die Chronologie des Lebens Heinrichs J.