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Bedrlicker kann ſich leicht auch auf die Sprache erſtreckt haben, ſelbſt in dem Grade, daß fie ſich ſcheuten, Deutſche Namen an: und aufzunehmen: lieber trugen ſie ſelbige in ihre Mundart über. Solche Faͤlle kommen beſonders in der Lauſitz vor(i). Gibt es doch ſogar Beiſpiele, daß in den urſpruͤnglich von den Wenden bewohnten Ländern, wo ſich die ſiegreichen Deutſchen angeſiedelt hatten, ſpaͤter aber wieder die Wenden die Oberhand bekamen, dieſe die Deutſchen Ortsbenennungen nicht annahmen, und daß die Slaviſchen Namen daſelbſt die Germaniſchen verdraͤngten(2)! Auch iſt zu bemerken, daß die Schriftſteller, welche den Slavi— ſchen Namen unſrer Stadt erwähnen, bei weitem jünger find, als die, welche den Deutſchen Namen anführen, Nach allem dieſem ſcheint es raͤthlich, Brandenburg fuͤr eine Anlage der Deutſchen zu erklaͤren, nur nicht der Deutſchen aus vorſlaviſcher Zeit,— dieſe Meinung haben wir ſchon oben beſeitigt,— ſon— dern etwa aus der Periode ſeit Karl dem Großen. Heinrich I. freilich fand keine Deutſchen mehr hier; was thut das aber? Konnte nicht der Name Brandenburg, der doch gewiß den Deut— ſchen jenſeit der Elbe bekannt geworden war, dieſen auch nach der Vertreibung der Germaniſchen Anſiedler bekannt bleiben? Gerade wie der Name des Harlunger Berges! Das gemeinſame Schick—
) Vgl. Forſta, Wendiſch Barſchez oder Borſchez(der Forſt), Sommerfeld, Wendiſch Semrin(der Sommer), Berge, Wendiſch Sa— hor(hinter dem Berge), Buchwald, Wendiſch Bukowina(von Buk, die Buche), Goldtraum, Wendiſch Slotna oder Slotyſſon (goldene Stadt), Hirſchfeld, Wendiſch Jelenize(von Jelen der Hirſch), Koͤnigswarthe, Wendiſch Rekeze(von Rek, der Herr, Koͤ— nig), Pfoͤrten, Wendiſch Brode(von Brod, die Furth, Pforte). Beiſpiele, welche ich der Güte des Herrn Directors Dr. Kloöͤden in Berlin verdanke. Zu bemerken verdient hierbei, daß die Wenden bei den zuſammengeſetzten Deutſchen Namen(Sommerfeld, Hirſchfeld, Koͤnigswarthe) immer nur den erſten Theil uͤbertragen haben. Ahnlich bei Brandenburg und Schorelitz, wo ſie Burg nicht uͤberſetzten.
) Vgl. Riedel: Die Mark Brandenburg. B. J. S. 237. Note 3. Neumann(Cin den Beiträgen a. 4. O. S. 19.) ſagt:„»Es gibt in der Wendiſchen Sprache der Niederlauſitzer Sorben auch Bezeichnungen von Ortſchaften, die ſich keineswegs aus altſlaviſcher Zeit herſchreiben und nicht ſelten zugleich noch einen Deutſchen Namen führen, der eben ſo alt oder noch aͤlter iſt, als der Wendiſche.«