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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
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28 deutet zu augenſcheinlich auf eine Gründung des Ortes durch Deutſche hin, und dieſe konnten ja auch den Platz auf der Ha­velinſel, wo ſie geſchuͤtzt waren gegen Angriffe, wo ſie im Fiſch­fang einen bequemen und unerſchoͤpflichen Nahrungszweig fan­den, zu einer Niederlaſſung paſſend finden. Deutſche Burgen waren bereits an und ſogar ſchon diesſeit der Elbe angelegt; Harlunger wohnten hier, ein Deutſcher Volksſtamm. An Moͤg­lichkeiten alſo, daß unſere Stadt durch Deutſche gegründet wor­den, fehlt es nicht. Es hatten ja aber auch die Wenden fuͤr unſer Brandenburg einen eigenen, einen beſondern Wendiſchen Namen? Schorelitz(*)(ſprich: S chorelitz) hießen fie es! Mithin ſcheint ein Wendiſcher und ein Deutſcher Name zu glei­cher Zeit exiſtirt zu haben! Ein Umſtand, der die Sache auf den erſten Blick verwickelter, aber auch intereſſanter macht, be= ſonders, wenn wir das Slaviſche Wort etymologiſch nehmen. Da zeigt ſich, daß Schorelitz ziemlich dasſelbe bedeutet, was Bran­denburg: einen Ort, wo es gebrannt hat, eine Brandſtaͤtte. Je­ner Verſchiedenheit der Benennung liegt alſo eine en. zu Grunde. Nun fragt ſich's aber wieder: welches iſt der ur­ſpruͤngliche Name? und wer von beiden hat uͤberſetzt, die Deutſchen oder die Wenden? Von den erſtern laͤßt ſich ſolches nicht vorausſetzen: ihr Charakter, ihre Sitte brachte es von je= her mit ſich, das Fremde ſich anzueignen, fremde Namen lieber beizubehalten, als fie erſt durch ͤerſetzung Deutſch zu machen. Von den Wenden iſt das eher zu vermuthen: ihre Abneigung gegen alles Deutſche, ihr Nationalhaß gegen ihre Sieger und

Brandunburg u. ſ. w. Und waͤre jenes ein urſpruͤnglich Slaviſcher Name, dann wuͤrde nicht noch ein anderer nebenbei exiſtirt haben, wovon nachher.

) S. Chronogr. Saxon. fol. 107, Enzel's Chronik S. 38, Fromme s Beſchreibung der Stadt Alt-Brandenburg S. 831. Polniſche Schrift­ſteller, als: Dlugoß, Stanislaus Sarniz, Cromer, nennen Branden­burg Zgorzelica, Zgorseletia, Sgorlecium, Zgorzelicium; Bogu­phalus allein Sgorzeteia: was aber offenbar ein Schreibfehler iſt ſtatt Sgorzelecia. Es iſt derſelbe Name wie Goͤrlitz(ſ. Kloͤden in der Voſſ. Berliner Zeitung. 1837. Nr. 42.), feine Wurzel zgorzal ſo wie von Brandenburg Brand, brennen. Die Veranlaſſung zu dieſer Benennung iſt unbekannt, wahrſchelu ich zufällig geweſen.