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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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zur Verbreitung des Chriſtenthumes unter den Wenden hier Sorge getragen habe? Allerdings, inſofern er ſich von ihnen das Ver ſprechen geben ließ, die neue Religion anzunehmen(I). Weiter ſcheint er nicht gegangen zu ſein: er hat nicht einmal Kirchen bauen laſſen(2). Und darin erkenne man feine Staatsklugheit: er huͤtete ſich wohl, den Neubeſiegten ſofort erbitternde Neues rungen aufzudringen. Auch war er zu ſehr anderweitig beſchaͤf­tigt, als daß er gerade auf dieſen Punkt Zeit und Muͤhe haͤtte verwenden koͤnnen. Aus ſolchen Gruͤnden iſt es ſchon nicht ein­mal wahrſcheinlich, daß Heinrich die Marienkirche auf dem Har­lunger Berge habe bauen laſſen; auch giebt es dafuͤr keine ein­zige Beweisſtelle in unſern Quellen. Spaͤtere Brandenburgiſche Hiſtoriker haben dieſes, wie ſo vieles Andere, mehr vermuthet, aber mit Keckheit ausgeſprochen, wodurch nachmals wieder An dere veranlaßt worden, es mit Beſtimmtheit nachzuſagen, ſo daß kaum Jemand noch an der Sache gezweifelt. Sie iſt aber un gegründet, Man bedenke nur auch noch folgende Umſtaͤnde: die Chriſten liebten nicht, ſo wie die Heiden ihre Tempel auf Bergen zu errichten; ferner: es wäre dieſe Kirche viel zu entfernt gewe fer von dem Orte, zu dem fie gehört, von dem damaligen Bran denburg auf der Havelinſel; bloß durch Kaͤhne waͤre der Beſuch derſelben möglich geweſen. Nein! auch die Localitaͤt ſpricht ge­gen die Annahme.

Um den kecken, in ihrem Gehorſam fo wankelmuͤthigen Sla­ven einen Zaum anzulegen, daß fie gehorchten, den jährlichen Tribut zahlten, ſich ihrer raͤuberiſchen Einfaͤlle ins uͤberelbiſche Gebiet beguaͤben, ordnete Heinrich von neuem an der Grenze Gouverneure mit unumſchraͤnkter militaͤriſcher Gewalt, Grenz­oder Markgrafen(2) an. So erhielt ein gewiſſer Thiatmar

1) S. v. Raumer's Reg. S. 27. Nr. 118. Henricus rex Bohemos et Sorabos et ceteros Slavorum populos ita pereussit, ut tributum et Christianitatem ultro promitterent.

2) Das bezeugen ausdruͤcklich dam v. Bremen und Helmold, wenn ſie berichten(vgl. v. Raumer's Reg. S. 53. Nr. 247.), zu Otto's J. Zeiten wären erſt Kirchen im Slavenlande erbauet worden(Ecele­sine tune primum in Slavania sunt constructae).

) Mark kommt bekanntlich vom Lateiniſchen Worte margo, der Rand, die Grenze.

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