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So ward Brandenburg die Hauptſtadt eines neuen Bisthu— mes, der Mittelpunkt eines biſchoöͤflichen Sprengels, und zwar eines Sprengels von ziemlicher Ausdehnung. Derſelbe war naͤm— lich, ſollen wir ſeine Grenzen(mit einigen ſpaͤtern Modifika— tionen) angeben, in Weſten und Süden von der Elbe umſchloſ⸗— fen; in Suͤdoſten reichte er bis zur ſchwarzen Elſter; dann folgte er von Schweinitz ab dem Fließe und der Dahme bis zur Spree hin. In Nordoſten ſtieß er an die Oder, im Norden und Nord— weſten an das Bisthum Havelberg. Mithin bildeten etwa folgende Staͤdte ſeinen Umkreis: Burg, Gommern, Leitzkau, Zerbſt, Coswig, Wittenberg, Jeſſen, Juͤterbogk, Luckenwalde, Berlin, Straußberg, Wriezen, Freienwalde, Oderberg, Zehdenick, Linz dow, Fehrbellin, Frieſack, Rhinow, Rathenow, Genthin, Pa— rey. Brandenburg aber ward die Hauptſtadt dieſes Sprengels, offenbar weil es ſchon immer ein bekannter, durch die Herrſchaft eines Knjaͤſen bevorzugter, fuͤr die damaligen Zeiten ſo— gar ein betraͤchtlicher Ort ſein mochte. Hoͤchſt wahrſcheinlich wurde es jetzt vom Biſchofe zur Reſidenz gewählt und erhielt dadurch neue Wurde, neue Bedeutſamkeit, um derentwillen es ſich fuͤr den Verluſt ſeiner Freiheit und ſeiner Selbſtſtaͤndigkeit, und daß es aufhoͤrte, der Sitz eines Fuͤrſten zu ſein, allenfalls troͤſten konnte. Kathedralkirche ward die Petrikirche. Daß gleich von Anfang an ein Domeapitel dabei errichtet worden, dafuͤr findet ſich keine Beweisſtelle: in dieſer erſten Periode kommt ne— ben dem Biſchof nur ein Clerus(*) überhaupt in Brandenburg vor. Die Einkünfte desſelben floſſen theils aus dem Zehnten (aller Producte?) in den in der Urkunde genannten Gauen, theils aus den Abgaben der beiden Staͤdte Pritzerbe und Zieſar und der Doͤrfer, welche Otto ihm geſchenkt hatte. Gewiß keine unbetraͤchtliche Dotation; und bald ward ein Kirchenſchatz(ecclesiae thesaurus) geſammelt. Der Biſchof hatte das Recht namentlich über den Zehnten frei zu verfugen zum Nutzen der Kirche, ohne daß ein kaiſerlicher Beamter Einſpruͤche thun durfte();
) Dithmar. Chron. pag. 58. ) S. die Urkunde Heinrichs IN, vom Jahre 1010 bei Gercken: Stiftshiſtorie S. 340.