43 kaiſerliche Vögte aber forderten ihn ein(). Ein ſolcher wird auch in Brandenburg ſelbſt fungirt haben. Untergeordnet wurde das neue Bisthum anfaͤnglich dem Erzbisthume in Mainz, dem wahrſcheinlich ſeit feinem Entſtehen der nördliche Theil von Mit— teldeutſchland zugeſprochen war: eine Einrichtung, die wegen der großen Entfernung Brandenburgs von Mainz bei der dama— ligen Unwegſamkeit der Straßen viel Unbequemes und Nachthei— liges haben mußte, und die daher bald den Wunſch zu ihrer Beſeitigung erzeugen mochte.
Alſo war Brandenburg wie in politiſcher Hinſicht den Deut— ſchen und ihrem Kaiſer, fo in religioͤſer dem Chriſtenthume, der katholiſchen Kirche, dem Papſte in Rom anheimgefallen. Ob es durch dieſen Umſchwung der Verhaͤltniſſe in culturhiſtoriſcher Be— ziehung gewonnen habe? dieſe Frage kann ungeachtet mancher Bedenken nicht wohl verneint werden. Unſtreitig waren die Deut— ſchen den Slaven bereits ſtark in der Bildung vorausgeeilt: ſie hatten geregeltere Einrichtungen, mildere Sitten, ſtrengere An— ſichten von Recht und Pflicht, waren ſelbſt in Kunſt und Wifſenſchaft vorgerüͤckt. Und was das Chriſtenthum anlangt, ſo beſtand es zwar damals zumeiſt in Ceremonien, deren Sinn dunkel oder vergeſſen war, in Lateiniſchen Gebeten und Formeln, welche den Neubekehrten ganz unverſtaͤndlich blieben, in einer Menge Glaubenslehren, die Niemand begriff, in Verehrung von unzähligen Heiligen neben dem alleinigen Gotte, fo daß ein Ge— ſchichtſchreiber unſerer Zeit nicht mit Unrecht ſagt, die Slaven haͤtten in der That nur einen Aberglauben mit dem andern ver— tauſcht. Dennoch war es ein Anfang zum Beſſern, der Keim zu einem religioͤſern, ſittlichern, menſchlichern Leben. Auch brach: ten die Geiſtlichen ſonſt viele Kenntniſſe mit, die hier zu Lande noch ganz unbekannt waren. In Brandenburg, wo ſich der Bi: ſchof ſelbſt aufhielt, mußte dieſer Einfluß um ſo größer fein. Wenn nur die Deutſchen mit mehr Beſonnenheit und Nachſicht, mit größerer Schonung des Gewoͤhnlichen, des Alten, des Herz gebrachten unter den Slaven zu Werke gegangen waͤren! Aber
*) Dies folgt aus derſelben Urkunde, nach welcher Heinrich dem Biſchofe das Recht verlieh, ſich ſelbſt Voͤgte zu erwaͤhlen.