Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
44
Einzelbild herunterladen

44

fo verdarben fie Alles durch ihren Stolz, durch ihre Haͤrte und Habſucht, durch empoͤrenden uͤbermuth, der in den Slaven nur | Sclaven, in den Heiden geringere Weſen als wirkliche Menſchen | zu erkennen glaubte, und ſich ſelbſt in Schimpfwoͤrter(z. B. | Hund) Luft machte, welche mehr die Schimpfenden verunehrten als die Beſchimpften, die armen Gedruͤckten, die ihrer Selbſt­ſtaͤndigkeit Beraubten. So diente die Religion, welche die Ge: muͤther haͤtte an einander bringen, verſoͤhnen ſollen, nur dazu, die Kluft noch groͤßer zu machen, welche bereits ſchon immer durch Verſchiedenheit der Abkunft, der Sprache, der Sitte zwi­ſchen Deutſchen und Slaven beſtanden hatte. Insbeſondere mußte der Zehnte an die Kirche eine laͤſtige Abgabe erſcheinen: von ihm hatte das Heidenthum nichts gewußt, und nun mochte er nicht ſelten mit Haͤrte und Schonungsloſigkeit von den Voͤg­ten(advocatis) des Kaiſers eingetrieben werden. Alles das vermehrte die Bitterkeit, ſteigerte den Nationalhaß der Wenden gegen ihre Unterdruͤcker. Darum brach von Zeit zu Zeit die Unzufriedenheit los, bald auf dieſer, bald auf jener Seite: ſelbſt | ein Gero konnte fie nicht gänzlich erſticken. Dies führte denn | auch die Abdankung des Helden herbei. Als naͤmlich Otto 963 gegen die Ungarn zog und dieſe auf dem Lechfelde bekämpfte, ſtanden die Luitizier(in der eigentlichen Lauſitz) mit Huͤlfe ihrer Polniſchen Stammgenoſſen auf zu allgemeiner Empoͤrung. Kaum hört Gero davon, ſo eilt er herbei. Jetzt ein Greis, focht er doch wie ein Loͤwe. Drei Schlachten hatte er zu ſchlagen; in der letzten endlich beſiegte er die Aufruͤhrer. Allein die Freude des Sieges ward ihm auf graͤßliche Weiſe verbittert: ſein ein­ziger Sohn, der Stolz ſeines Alters, dem er Ehre, Würde, Herrſchaft zu vererben gehofft hatte, fiel unter den Streichen | der Feinde. Das brach den Muth des Gewaltigen: er entſagte der Welt, reiſte nach Rom, legte dort am Altare Petri die ſieg­reichen Waffen nieder, ging ins Kloſter Gernrode, das er ſich gebauet, und ſtarb nach zwei Jahren(965). Seine Ämter wurden getheilt: Brandenburg, das Land der Stodoraner, kam ö unter die Obhut des Markgrafen der Oſtmark, Dietrich(H.

) Vgl. Helmold 1, 16. Sane eo tempore Slavorum dominio potiti