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liche Vernichtung des Gökendienftes am Herzen. So brachte es ja ſchon der Zeitgeiſt mit ſich, der es Jedem zur Pflicht machte, wollte er anders das ewige Heil erringen, die Zwecke des Klerus zu fördern. uͤberdem mochte der Biſchof von Brandenburg, welcher ſo lange episcopus in partibus infidelium geweſen war und, wenigſtens aus dem groͤßten Theile ſeines weiten Sprengels, keine Einkuͤnfte hatte beziehen koͤnnen, ſehnlichſt wuͤnſchen, endlich einmal wieder zum Verlornen zu gelangen, und jetzt, wo ihm dazu ſo freundlich die Hoffnung lachte, den Markgrafen ernſtlich anliegen, ſeine Huͤlfe ihm zu dieſem Zwecke angedeihen zu laſſen. Mußte doch Albrecht ſelbſt ſolches, auch aus politiſchen Grunden, für nothwendig erachten: das Chriſtenthum konnte, ja es mußte weſentlich dazu beitragen, die Slaven mit den Deutſchen zu befreunden, zu verſoͤhnen, zu verſchmelzen; es war ganz beſonders geeignet, durch ſeine Milde den rohen, unbaͤndigen Sinn der Wenden zu mildern und andrerſeits durch feine Strenge die Tugenden der Ergebung, der ſtillen Duldung, des unbedingten Gehorſams gegen Geſetz und Obrigkeit ins Leben zu rufen. Das alles waren triftige Gründe, den Markgrafen und den Biſchof zu vermoͤgen, ſich mit einander zu verſtaͤndigen, und Wiger— dieſer war noch Biſchof— fand kurz vor ſeinem Tode Cer ſtarb 1160) ſich veranlaßt, eine Colonie Praͤmonſtratenſer Geiſtlichen nach der Brandenburg zu ſenden, um Beſitz zu nehmen von der ehemaligen biſchoͤflichen Kathedrale und daſelbſt ein Canonicat(Domſtift, Domcapitel) zu errichten(*). Wie und warum er gerade auf dieſen Gedanken kam, erklaͤrt ſich aus den damaligen kirchlichen Verhaͤltniſſen. Es waren naͤmlich ſeit der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts— Chrodegang, Biſchof von Metz(ſtarb 766), hatte das erſte Beiſpiel gegeben— die vornehmen Geiſtlichen, deren es immer eine zahlreiche Menge bei den biſchoͤflichen und erzbiſchoͤflichen Domkirchen gab, um ihrem oft zuͤgelloſen Wandel zu ſteuern, nach dem Muſter der kloͤſterlichen Moͤnche in beſondere Gebaͤude und in gewiſſe Geſellſchaften oder Collegien vereinigt und verpflichtet wurden, nach einer beſtimmten Regel(nach einem Canon) zu leben. Man
) S. Gercken S. 356.