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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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ſorgern verſehen. In Nückficht des zweiten Punktes führten fie eine beſondere Caſſe, hatten ein beſonderes Siegel, konnten Ver­traͤge: Kaufe, Verkäufe, Tauſche, Belehnungen abſchließen, ihre eigenen Beamten wählen, ſelbſt den Biſchof oder Erzbiſchof, dem ſie auch als berathendes Collegium zur Seite ſtanden; konnten endlich nur von ihren geiſtlichen Oberhaͤuptern gerichtet werden. In kirchlicher wie in adminiſtrativer Hinſicht waren ſolche Capi­tel ihrem Biſchofe und Erzbiſchofe, auch dem Papſte unterwor­fen, doch ungefaͤhrdet ihrer Selbſtſtaͤndigkeit. Für die Oberauf­ſicht zahlten ſie den beiden erſtern eine jaͤhrliche Abgabe, dem letztern bei außerordentlichen Gelegenheiten; dagegen ſorgten dieſe durch Privilegien, Bannfluͤche u. ſ. w. dafür, daß die Güter, Einkuͤnfte, Rechtſame ſolcher Inſtitute nicht geſchmaͤlert wurden. Im Weltlichen, d. h. in Denng auf ihre Beſitzungen im Lande, waren die Capitel landſaͤſſig, d. h. dem weltlichen Fuͤrſten un­terworfen und ihm, wenn auch nicht zu allen, doch zu einigen Dienſtleiſtungen und Abgaben verpflichtet. Inſofern mußten oder konnten fie auch deſſen Confirmation für ihre Privilegien oder bei Kaͤufen und Verkäufen feine Einwilligung einholen.

Ein ſolches Inſtitut nun, deſſen Mitglieder bei der Domkirche fungiren, das ein Seminar für Geiſtliche fein, das die ihm zus getheilten Kirchen mit Predigern verſorgen, die chriſtliche Lehre verbreiten, den Goͤtzendienſt ausrotten ſollte in dem Lande, deſſen Bewohner bisher ſo hartnaͤckig den neuen Glauben verlaͤugnet, die Kathedrale ſelbſt zerſtoͤrt hatten, ein ſolches Inſtitut wollte Wiger auch auf der Brandenburg errichten. Und das war ganz zeitgemäß; es konnte ſeinen Zweck um ſo weniger verfehlen, als er dazu gerade Praͤmonſtratenſer erſahe, die ſich damals durch ſtrenge Lebensweiſe, durch Entſagung irdiſcher Guͤter, durch Ges duld, Ausdauer, Keuſchheit, Frömmigkeit ſich fo vortheilhaft auszeichneten und in dem Rufe beſonderer Heiligkeit fanden, Dieſe religioͤſe moͤnchiſche Secte oder Verbrůderung von Geiſtli­chen zu einem kloͤſterlichen, aber mit praktiſcher Übung des prie­ſterlichen Amtes durch Predigt, Meſſeleſen, Beichte, Seelenſorge 2c. verbundenen Leben war durch Norbert zwar fern von hier in einer rauhen Gegend des Kirchſprengels von Laon in Frankreich 1121 gegründet und nach der erſten Niederlaſſung Prémontrs