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» wegen oberzaͤhlter—— Verwirrung der Kirche Rede und Ant»wort zu geben und nach genugſamen Verhoͤr gebuͤhrende Ver— ordnung(Beſcheid) zu gewaͤrtigen. Und inmittelſt ſoll euch » hiermit ausdrücklich bei hoͤchſter unſerer Sprache und Ungnade »geboten ſein, des Gezaͤnkes mit dem Superintendenten auf der »Canzel nicht zu gedenken und dadurch den Riß und das Ar— »gerniß noch größer zu machen.—— Habt euch hiernach al»lenthalben zu achten. Gegeben zu Cöͤln an der Spree am 26. „Juni 1619(*).
So kraͤftig, fo durchgreifend, fo nachdrücklich verfuhr der Kurfuͤrſt. Die Geiſtlichen reiſten nach Berlin, wurden verhoͤrt, M. Nagel ward ſchuldig befunden, ſeines Amtes entſetzt und durfte nicht einmal eine Abſchiedspredigt halten, wurde indeſſen ſogleich im ſtreng lutheriſchen Sachſen, in Juͤterbogk, als Super: intendent angeſtellt. Nun ſollte man denken, haͤtten die Zaͤnkereien ein Ende gehabt. Nichts deſto weniger brachen ſie 1620 aufs neue los, als Garcaͤus in einer Predigerverſammlung von ſeinen Amtsgenoſſen verlangte, daß ſie den Rathmann Froͤling, einen Calviniſtiſch-⸗Geſinnten, zum Abendmahle zuließen. Sie verweigerten ſolches. Da gab es ihm Garcaͤus ſelbſt insgeheim. Hieruͤber führte der altſtaͤdtiſche Superintendent Conovius Klage bei dem damaligen Orakel der Lutheraner, der Univerſitaͤt Witz tenberg, die auch zumeiſt den Streit wegen des Kryptocalvinis— mus angefacht hatte.
Über das Alles war der furchtbare 30-jährige Krieg(1618) ausgebrochen. In fo graͤßlicher Zerriſſenheit fand er die Prote— ſtanten. War es zu verwundern, wenn er, bevor auswaͤrtige Hülfe kam, für dieſe Partei unglücklich ausfiel? Fur die Kurz mark Brandenburg kam er um fo ungelegener, als der geiſtes— und willenskraͤftige Sigismund bereits 1619 geſtorben, und die Regierung in ſo ſchweren Zeiten an den ſchwachen Georg Wilhelm gekommen war. Aber deſſenungeachtet wer hätte erwarten ſollen, daß das Kriegsungewitter, anfangs ſo fern, auch unſer
) Vollſtaͤndig iſt dieſes Reſcript gedruckt zu leſen in Gercken's Fragm. March. J. S. 155 ff. Über das Ganze vgl. man Schäffer uͤber die Reformationsgeſch. in Brandenburg S. 87 f.