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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
349
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Land, unſere Stadt heimſuchen würde? Geſorgt ward inzwiſchen fuͤr eine Art Landesbewaffnung und fuͤr Übung. der Staͤdebewoh­ner in dem Kriegshandwerke. So wurden z. B. im Jahre 1623 die Brandenburger Bürger eines Tages durch einen oͤffentlichen Aufruf zu den Waffen gefordert: es wurde ihnen befohlen, an­gethan mit Panzern(), verſehen mit Schwertern, Spießen und Büchfen, aus der Stadt zu ziehen zum Manoeuvre, auch ihnen anbefohlen, den neuen Officieren, welche der Kurfuͤrſt ihnen her geſandt, zu gehorſamen. Dieſe hatte man nun vorher kaum einmal geſehen, geſchweige daß man ſich an fie und an ihr Com­mando gewoͤhnt hätte, Uberdem waren es alte abgelebte Leute, welche lange Zeit keinen Feind, viele Jahre vorher etwa einen bewaffneten Türken geſehen hatten, nachmals aber, um nicht zu verhungern, Maͤuſefallen zu machen genoͤthigt geweſen waren und jetzt nun mit einem Male zu hohen militairiſchen Wuͤrden avancirten(2). Was konnte das werden, auch wenn dieſe üuͤbun­gen bis 1626 fortgeſetzt wurden? Indeß war Brandenburg das mals volkreich, gewerbfleißig, wohlhabend, gluͤcklich und beide Schulen, die Saldernſche und die Neuſtaͤdtiſche, im ſchoͤnſten Flor(a). Nur die rathhaͤuslichen Angelegenheiten in der Neu ſtadt, namentlich die Rechnungen, ſcheinen etwas in Unord nung gekommen zu ſein; es ward naͤmlich 1621 von Berlin eine kurfuͤrſtliche Commiſſion hergeſandt, welche den Zuſtand des Rath= hauſes unterſuchen und Bericht an den Landesherrn einſenden mußte.

Mittler Weile hatte ſich das Kriegesunwetter der Mark ge= naͤhert. Es war im Jahre 1625, als ſich in Niederdeutſchland unter dem Daͤnenkoͤnige Chriſtian IV. ein Heer gebildet hatte, das die Sache der Proteſtanten vertheidigen ſollte. Mit ihm verz einigte ſich der ritterliche Graf Ernſt von Mansfeld, der, eigent lich im Dienſte des Koͤnigs von England ſtehend, mit den

) Dergleichen Armirſtuͤcke wurden damals auf den Rathhaͤuſern auf­bewahrt. Vgl. Fromme's Beſchreib. S. 38.

2) Woͤrtlich entnommen aus Nicolai's Rede über Brandenburg.

3) S. Warnſtedt's(er ſchrieb 1622) deumbratio Marchiae. In Ku­steri collect. IV. N. S. 14.