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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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Trümmern ſeines erſten, aber geſchlagenen Heeres herbeieilte. Ihnen gegenüber, um Hameln, hatte ſich der General der katho­liſchen Ligue in Deutſchland, Tilly, aufgeſtellt, fühlte ſich aber zu ſchwach und ging den Kaiſer und deſſen Kriegsrath zu Wien wiederholentlich an, ihm ein Hulfsheer zu ſenden. Dieſer konnte aber ſolches nicht entbehren wegen der drohenden Stellung Bethlen Gabors in Siebenbürgen und wegen der aufgeregten Stimmung, die noch immer in Böhmen, Mähren und Schleſien herrſchte und bereit war, bei guͤnſtiger Gelegenheit wieder von neuem hervorzubrechen. Da erbot ſich Wallenſtein, bis dahin ein reicher Gutsherr und Ritter in Boͤhmen, aus eigenen Mitteln ein Heer von 40,000 Mann ins Feld zu ſtellen. Alsbald rief die Werbe­trommel in dieſer großartigen Weiſe bis jetzt noch nie ge­hört und nun die beſtehende Militairordnung von Grund aus umwandelnd ein anſehnliches Heer zuſammen, das ſich unter Wallenſteins Anfüͤhrung, gleich einer Schneelawine mit jedem Tage durch Zulauf wachſend, durch Franken und Heſſen nach Hannover wandte und ſich hier mit Tilly's Armee vereinigte. Eiferſucht indeſſen und ein Streit über den hoöͤhern Rang trennte bald die beiden Feldherren wieder: der liguiſtiſche General zog nach der Weſer, der kaiſerliche nach dem Harze und kam im November und December nach dem Halberſtädtiſchen, wo er ſeine Winterquartiere zu nehmen entſchloſſen war. Kaum hier an­gelangt, verſaͤumte Wallenſtein nicht mit den kaiſerlich geſinnten Herzoͤgen Chriſtian und Georg von Braunſchweig-⸗Celle in enge Verbindung zu treten, und dieſe ließen ſich es angelegen ſein, ihn von dem Plane des Feldzuges der Feinde für das folgende Jahr zu unterrichten. Nach demſelben erhielt Mansfeld mit ſeinem Heere, das er auf 20,000 Mann gebracht hatte, eine Stellung an der Unter-Elbe, auf dem linken Flügel der Daͤniſchen Armee, und den Auftrag, dort mit dem Herzoge Johann Ernſt von Sachfen= Weimar Wallenſteinen nach Sachſen zuruͤckzuwerfen und ſich einen Weg, entweder nach Böhmen oder Schleſien, zu bahnen, um von dort aus dem Fürften von Siebenbürgen die Hand zu bieten und mit dieſem vereint in die Erblande des Kaiſers einzubrechen und dermaßen eine Diverſion zu machen, daß dem proteſtantiſchen Heere unter Chriſtian IV. Luft geſchafft