Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
352
Einzelbild herunterladen

352 dann unvermerkt ſelbſt mit dem ganzen Heere nach, legt ſich an der Spitze etlicher Kuiraſſierregimenter in einen Hinterhalt. Der Graf von Mansfeld, welcher von dem Allen nichts weiß, greift zum dritten Male(25. April) an, wird aber fo übel empfangen, daß ſich ſeine Armee nach kurzem Kampfe aufloͤſt, und, als der Hinterhalt zur rechten Zeit hervorbricht, der Ruͤckzug in wilde Flucht ausartet. Von 20,000 Mann behaͤlt der Graf nur 5000: mit dieſen flieht er nach der Mark, wohin ihm zum Gluͤck Wallen­ſtein nicht folgt. Er retirirt nach der Stadt Brandenburg, wo noch eine Beſatzung von ihm fand, und befleißigt ſich daſelbſt, ſeine ausgeriſſenen Reiter wieder zu ſammeln und anderes neues Volk an ſich zu ziehen. Wallenſtein war naͤmlich, aufgefordert vom Kurfuͤrſten von Brandenburg fein Land nicht zu betreten, wieder nach Deſſau zurückgegangen und hatte ſich begnuͤgt, den Kurfürſten theils ſelbſt, theils durch den Kaiſer zu ermahnen, den Mansfelder in der Mark nicht zu dulden, viel weniger ihm einen Sammelplatz neuer Truppen zu geſtatten. Georg Wilhelm war aber nicht thatkraͤftig genug: er ließ es bei ſchriftlichen Erz mahnungen bewenden, trat nicht an die Spitze eines gut be­waffneten Corps, um den Grafen ſammt ſeinen Truppen mit Gewalt aus dem Lande zu jagen. Der Mansfelder ließ es ſich unterdeſſen nebſt ſeinen Soldaten es waren meiſt Soͤldlinge; der Graf nämlich der erſte, welcher hier im nördlichen Deutſch­lande lehrte Soldaten anzuwerben und zu unterhalten und Krieg zu fuͤhren, ohne ſelbſt Geld zu haben in unſerer Stadt gar wohl fein, Nicht allein daß die Einwohner gezwun­gen waren, den Feldherrn und ſeine Soldateska in ihre Haͤuſer aufzunehmen, ihnen die ſchoͤnſten Zimmer einzuräumen und ſie koͤſtiich, wie Barone und Grafen, mit vielen und ſeltenen Ges richten zu bewirthen: ſie mußten außerdem alltäglich noch jedem Soldaten einen Thaler unter feinen Teller legen, fo daß fie ſol­chen jedes Mal fanden, fo oft fie ſich zu Tiſche ſetzten(*). Übrigens benutzte der Graf aufs beſte die Friſt, welche ihm die Kaiſerlichen oder vielmehr die Rathloſigkeit des Kurfuͤrſten und ſein Mangel an Energie denn Wallenſtein lag ihm immer an,

) S. den gleichzeitigen Nicolai a. a. O.