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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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die Feinde zu verjagen vergoͤnnten: die Herzöge von Mecklen burg verſtatteten ihm in ihren Landen Werbungen; der König von Dänemark ließ den Herzog Johann Ernſt von Sachfen= Weimar mit 5000 Mann zur Unterſtuͤtzung aus Weſtphalen nach­ruͤcken, und der Koͤnig Jakob von England ließ ihm ein Regi ment Schotten uͤber Stettin zufuͤhren. Auch Frankreich nahm ſich ſeiner an und ſandte wenigſtens Geld. So hatte er zu Ende Juni bereits wieder eine Armee von 20,000 Mann zuſammen. Mit dieſer brach er endlich nach Schleſien auf, um ſich mit dem freilich ſehr unzuverlaͤſſigen Bethlen Gabor in Siebenbuͤrgen zu vereinigen. So ward Brandenburg die Unholde los, welche an Lieferungen allein der Mark 233 Wispel Roggen, 800 Wispel Gerſte und Hafer, 5040 Tonnen Bier, 5000 Ochſen und 300 Hammel gekoſtet haben, und Wallenſtein auf ſeinem Marſche, dem Mansfelder nach, beruͤhrte nicht die Mark. Allein noch hatte Tilly die Dänen bei Lutter am Barenberge nicht geſchlagen (24. Auguſt), ſo beſetzte er ſchon die Altmark und ſandte von da Detachements diesſeit der Elbe in die Mittelmark, um ſich mit Wallenſteinen in Verbindung zu ſetzen. Den 21. April ging der Tillyſche Oberſt Wurm bei Tangermuͤnde mit etlichen 1000 Mann uͤber den Elbſtrom, vereinigte ſich im Magdeburgiſchen mit dem kaiſerlichen Oberſt Altringen und bemaͤchtigte ſich des Paſſes bei Plaue, wo 2 Faͤhnlein Daͤniſches Fußvolk und 1000 Reiter niedergehauen wurden. Eben ſo kam den 20. Juli ein Trupp ins Amt Zieſar, pluͤnderte da und mordete. Zwei Tage darauf erſchien eine andere Schaar in Lehnin, verwuͤſtete und raubte Alles im ehemaligen Ciſtercienſer-Kloſter, erſchoß den Pfarrer, und nachdem der kurfuͤrſtliche Hauptmann daſelbſt mit feiner Familie vor den Wuͤthenden uͤber den daſigen See ent­wichen war, pluͤnderten die Unholde deſſen Wohnung, raͤumten Alles aus, und dann trieben ſie noch 1100 Stuͤck Vieh aus der Gegend hinweg. Die ſo nahe Gefahr machte die Einwohner Brandenburgs erzittern: das Ungewitter ruͤckte immer naͤher. Endlich ward unſere Stadt beſetzt und ihr eine Contribution von 6 Faſanen, von Bier, Getreide u. a. Dingen auferlegt; denn man meinte, ſolche Zuͤchtigung haͤtten die Brandenburger ver dient; fie hätten dem Mansfelder Durchzug und Quartier ge­23