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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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man die Landleute aus den nahen Dörfern hereinfliehen: fie ver mehrten die Angſt. Sie kamen mit Leer. die ſie mit ihrer Habe belaſtet, ſuchten Sicherheit in der Stadt, während. doch die Bürger ſelbſt bemuͤhet waren, ihre Guͤter und Koſtbarkeiten fortzubringen. Man ſahe eine Heerde Vieh nach der andern durch die Stadt treiben. Die Schweden kamen indeſſen ſo bald nicht; ſie verweilten ſich zwiſchen hier und Berlin; aber alle Doͤrfer und Kirchen, wohin ſie kamen, pluͤnderten ſie aus. Das ließ die Brandenburger nichts Gutes ahnen. Gegen 14 Tage lang ſchwebten fie in banger Erwartung deſſen, was da kommen würde. Es war der 4. Juni alten Styles oder der 15. Juni nach unſerer Zeitrechnung, da ſandten die Schweden ihren Ge neralproviantmeiſter hierher mit einigen Finniſchen Reitern und ließen den Brandenburgern anſagen, daß ſie mit der ganzen Armee heranruͤckten. Darauf legten fie fuͤrs Erſte(17. Juni) ein Corps von 600 Musquetiren, lauter ausgeſuchte Leute, nach der Stadt. Die Generale, Oberſten und Oberſtlieutenants ließen ſich nun die Quartiere beſtellen: die Regimentsquartiermeiſter nahmen ſolche ſofort mit den Fourieren ein und ſchaͤtzten die Wirthe um ein Gewiſſes ab, und die Buͤrger mußten ihnen, ſo lange ſie da blieben, Geld und Unterhalt geben. Den Dienſtag darauf(19. Juni) nahte die feindliche Armee: ſie beſtand aus etwa 13,000 Mann und hatte 32 Kanonen, 2 Moͤrſer und viele Munitionswagen bei ſich; Anfuͤhrer war der Generallieutenant Woldemar Wrangel, ein Stiefbruder des Feldmarſchalls. Mit anbrechendem Tage begann ſie der Stadt von Norden ha am Cracauer Thore näher zu ruͤcken und ſich in Schlachtreihen auf zuſtellen. Nach dem Bee ſee hin ſtand die Infanterie, immer ein Regiment hinter dem andern, bis an das Kiefernwuͤldchen. Nach Klein-Kreuz und den dortigen Weinbergen zu campirte die Ca­vallerie: fie bedeckte das ganze Muͤhlenfeld. Etwa um 11 Uhr fing ſich das Fußvolk an in Bewegung zu ſetzen. Dieſen Augen­blick nahm der Superintendent der Neuſtadt, Fromme, wahr(*), ging den feindlichen Truppen mit Freundlichkeit entgegen und ſtellte ihnen vor, daß die Brandenburger Glaubensgenoſſen der

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) Vgl. Gottſchling's hiſt. Nachr. von d. neuſtaͤdt. Superintend. S. 39 f. 21