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371 ſtarken Corps bei Havelberg. Gepluͤndert haben die Schweden in der Stadt ſelbſt nicht; ſie ſtahlen nur hin und wieder. Was ſie verlangten, wurde ihnen nach Moͤglichkeit gewaͤhrt. Dagegen haben ſie arg auf den Doͤrfern gewirthſchaftet. In Brilow z. B. beraubten ſie die Kirche und nahmen ſogar das Collectenbuch mit fort(1). Außerdem führten fie von hier und von Rathenow viele Schiffe hinweg nach Havelberg, wo der Feldmarſchall eine Brücke ſchlagen wollte, um uͤber die Elbe ſetzen zu koͤnnen(2).

Mittler Weile war der Kurfuͤrſt mit ſeinem Heere vom Rheine herbeigeeilt. Er traf den 21. Juni in Magdeburg ein, erhielt hier die Kunde, daß die Schweden die Hauptpaͤſſe uͤber die Havel, namentlich Havelberg und Brandenburg, ſtark beſetzt hielten, goͤnnte ſeinen muͤden Truppen einen Ruhetag, ſorgte aber wohl dafuͤr, daß dem Feinde jegliche Nachricht uͤber ihn und ſein Kommen abgeſchnitten blieb. Den 23. rückte er trotz des heillo— ſeſten Wetters und Weges bis eine Meile von Genthin vor. Alsbald wurden kleine Reitergeſchwader ausgeſandt zu recogno— ſciren, rechts gegen Plaue und Brandenburg, gerade aus nach Rathenow zu. Durch die letztern erfuhr der Kurfuͤrſt, daß die Schweden im letztgenannten Orte auch nicht die mindeſte Kunde von feinem Anruͤcken hätten, Sofort ſchob er(24. Juni) die Reiterei vor bis ganz in die Naͤhe von Rathenow, kam ſpaͤt in der Nacht dorthin, und am Morgen greift er in aller Fruͤhe den Feind an, uͤberrumpelt ihn und haut faſt die ganze Beſatzung(das ſchoͤne Dragonerregiment Wangelin) in die Pfanne oder nimmt ſie gefangen. Einen verwegenen Streifzug wagt in derſelben Nacht der Oberſt La Roche: er kommt mit wenigen Reitern bis in die Rathenower Vorſtadt von Brandenburg, macht 3 feind­liche Wachtpoſten nieder und führt 200 Artilleriepferde von der Weide fort(3). Als die Schweden in und bei unſerer Stadt hiervon und von der Forcirung des Rathenower Paſſes Kunde erhalten, ſo brechen ſie den folgenden Tag(26. Juni) in aller

) So meldet das dortige Kirchenbuch. 2) S. Puffendorf de reb. gestis Frideriei Wilhelmi. p. 997. 3) S. Puffendorf a.. O. P. 993. Rentſch's Zedernhain S. 545, Vgl. Fromme S. 96. 24*

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