432 um nur kein Deficit aufkommen zu laſſen. Der Stadthaushalt iſt aber ſtreng geregelt und unter Controle, und treten keine beſondern Unfaͤlle ein, ſo kann es unſerm Brandenburg doch gelingen, ſich bald aus dem druckenden Verhaͤltniſſe zu bes freien, ſich namentlich jener Schuldenlaſt, des traurigen Andenkens an die Napoleoniſche Zwingherrſchaft, zu entaͤußern. Was aber die hoͤhern Intereſſen der Menſchheit anbetrifft, fo will un: ſere Stadt auch darin nicht hinter andern zurlickſtehen. Für Ausbildung der Jugend ſorgen eine Menge Schulen; die mannigfachen Stellen oͤffentlicher Beamten des Magiſtrates, des Gerichtes, des Predigt- und Schulamtes vereinigen eine ziemliche Anzahl wiſſenſchaftlich gebildeter Maͤnner. Für literariſche Bedurfniſſe ſorgen zwei Buchhandlungen; eine Leihbibliothek, worin auch wiſſenſchaftliche Werke, ſucht die Wuͤnſche der gewohnlichen Leſewelt zu befriedigen; hoͤhern Zwecken dienen die Journalzirkel fuͤr Theologie, Pädagogik und Literatur und ein hiſtoriſcher Leſezirkel. Dem Gelehrten von Fach ſtehen die Bibliotheken der Kirchen, des Rathhauſes, des Stadt- und Landgerichts, der Ritterakademie und des Gymnaſiums offen. Eine Liedertafel und ein Geſangverein unterhalten und beleben den Sinn für Muſik. Die Spaziergänge und Anlagen bei der Stadt naͤhren die Neigung zur ſchoͤnen Natur. Wollen wir hoͤhere Genüſſe der Kunſt und der Wiſſenſchaft, fo bietet die Nähe von Potsdam und Berlin und der immer leichter und ſchneller werdende Verkehr dahin die beſte Gelegenheit. So koͤnnen ſich an Brandenburgs Gegenwart ſeine Bewohner genügen laſſen, und ſein Alterthum iſt von der Art, daß wir mit Stolz auf dasſelbe hinblicken koͤnnen. Zu ſeinem Ruhme fehlt nur Eins: noch hat es in ſeinen Mauern nicht einen welthiſtoriſch berühmten Mann geboren oder geheget, wie z. B. Wittenberg einen Luther oder einen Kranach. Dieſe Verherrlichung erwartet es von der Nachwelt! Möge es nicht vergeblich darauf warten!
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Gedruckt im Decker'ſchen Geh. Ober HofBuchdruckerei⸗Etabliſſement in Potsdam.