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Die erste Rabbinerversammlung und Herr Dr. Frankel / von Dr. Sam. Holdheim
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Die Religion und die Religionslehre.

Bei dieſen Vorſchlägen, ſagt H. F.,muß nun vor allem darauf hingewirkt werden, daß das Volk deren Urhebern Vertrauen ſchenke, überzeugt fer, daß ſie ſelbſt feine religiöſen Gefühle theilen, und die Religion, wie ſie im Volke lebt, nicht wie etwa abſtracte Theorien und unklare Speculation ſte aufs gefaßt wiſſen wollen, vertreten werde. H. F. ſpricht immer fort von dem, was eine RV zu thun, worauf fie ihr Augen­merk zu richten habe, geht dann zu den weiteren Auforderun­gen, die an ſte zu machen ſeien, über, und ſpricht über all dieſe Dinge mit einer dictatoriſchen Zuverſicht, als wenn er wirklich allwiſſens oder allweiſe und dem Leſer keine Rechenſchaft über die Begründungsart dieſes oder jenes Ausſpruches ſchuldig wäre. Wenn man ihn aus ſolcher Tonart ſprechen hört, dies und jenes müſſe ſo und dürfe nicht anders ſein, ohne für das eine und das andere Beweisgründe anzuführen, ſo hat alles wirklich den Anſchein höchſter Willkühr und iſt nur durch den Glauben des H. F. an ſich ſelbſt erklärlich. Auf­fallen muß es, daß H. F. nicht einmal es verſucht, alle feine Anforderungen aus einem Princip zu erklären und fie aus dem Zeitmoment, aus welchem eine Rabbiner-Verſammlung als nothwendige Thatſache hervorgeht, abzuleiten. Hätte er dies gethan, ſo würde ja der Entſtehungsgrund einer ſolchen Er ſcheinung gerade in unſerer Zeit mit zu Rathe gezogen werden müſſen über das, was eine RV. zu thun habe und welche Forderungen an ſie zu machen ſeien. Dieſen allerwichtigſten Punct hat H. F. ganz aus dem Zuſammenhange feiner Betrach= tung gelaſſen und ohne ein beſtimmtes Princip zu haben, tappt er gleichſam im Dunkeln herum und macht lauter Fehlgriffe. Eine RV. muß bei ihren Vorſchlägen vor Allem darauf hin­wirken, daß das Volk ihr Vertrauen ſchenke. Wenn aber dieſe Verſammlung von einer Religionswahrheit überzeugt iſt, gegen welche im Volke einmal Antipathien entſchieden vorherr­ſchend ſind, was ſoll ſie thun, wie des Bolkes Beifall gewinnen? Soll fie ihm ihre Ueberzeugung auſopfern, um nur ſein Ver­trauen nicht zu verlieren Kann H. F. einen ſolchen Verrath gegen die Religion und gegen die Wahrheit ſelbſt anrathen? Oder kann er ſich einen ſolchen Fall gar nicht denken? Nach ſeiner eigenen Behauptung hat er ihn ja vor Augen, wie die