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krank, es müſſen die Aerzte über die Mittel ſeiner Geneſung ſich berathen. Es muß denn doch wahr fein, daß die Religion, wie ſie im Volke lebt, noch Vieles zu wünſchen übrig läßt, oder daß die Religion nicht im Volle lebt. Wie kommt alſo H. F. zu dem Rechte, für die RV. Grundſätze aufzuſtellen, die ſie ſelbſt in Abrede nimmt, ſie ohne alle Beweiſe hinzuſtellen und die Verſammlung ſelbſt, weil ſie ſolche ihr aufgedrungene Grundſätze abweiſt, zu verdammen? H. F. treibt wirklich die Anmaßung und die Willkühr bis zu den äußerſten Grenzen, die aber nur der Bornirtheit zu imponiren im Stande ſein mag. Dem Einſichtigen kann ſie nur ein mitleidiges Lächeln abzwingen. H. F. glaubt der Menge zu ſchmeicheln, wenn er ihr einzureden ſucht, daß die Rabbiner nur zur Vertretung der Religion, wie ſie im Volke lebt, befugt ſeien. Im Gaunde laborirt dieſer Satz, wie alle übrigen des H. F., an Confuſion und Einſeitigkeit. Die Religion lebt im Volke, aber nicht die Religionslehre, und nicht je ne, ſondern dieſe wird von den Rabbinern, den Religions lehrern, vertreten. Hinſichtlich der Religion, deren Weſen ſo ſchwer zu erklären iſt, waltet kein Unterſchied zwiſchen dem Volke und ſeinen Lehrern ob. Der ſchlichteſte Mann im Volke hat oft mehr Religion als der gelehrteſte Theologe. Um fromm und religiös zu denken und zu handeln, iſt es nicht immer nothwendig, wiſſenſchaftlich darüber aufgeklärt zu ſein, worin das Weſen der Frömmigkeit und der Religion ruhe. Das iſt das populäre Vollsbewußtſein, das auf theologiſche Durchbildung keinen Ans ſpruch macht. Ein anderes iſt die Religionslehre oder die wiſſenſchaftliche Erkenntniß der Religion und alles deſſen, was ihrem Beſtehen, Gedeihen und Blühen nöthig ſei. Dieſe iſt keinesweges ſo ausſchließend Sache des Volkes, lebt mit nichten fo durchgehends im Volke, und, muß von den Religionslehrern — und Religionslehrer iſt ein jeder, der die Kenntniß und das Vertrauen einer Gemeinde beſitzt,s) erkannt und vertreten wer
) Volk und Rabbiner iſt im Judenthum keinesweges ein ſolcher Dualism wie Volk und Geiſtlicher im Chriſtenthum! Hier iſt der Geiſtliche durch feinen Stand ein für alle mal— fo’ lange er dieſem angehört— vom Volke getrennt und gehört der Kirche und deren Intereſſen, die oft nicht die des Volkes ſind, an, während der Rabbiner von jedem andern im Volke ſich nur dadurch unterſcheidet, daß er das Vertrauen einer beſtimm ten Gemeinde beſitzt. Jeder andern Gemeinde gegenüber und in derſelben iſt er nicht mehr Rabbiner, fondern Privatmann, da keine ſichtbare Kirche im chriſtlichen Sinne des Wortes exiſtirt, die ihre Diener in den Geiſtlichen ſieht. Der Vorwurf, welcher der NV. gemacht worden, daß ſie Nichtrabbinern den Zutritt zu ihren Verſamm