Heft 
(1956) 3
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unternehmen, die oft erhebliche Zuschüsse erforderten. Die Prignitzer Unternehmen brachten kein Porzellan oder Fayence auf den Markt, sie versorgten die Bevölkerung mit billiger Gebrauchsware. Sie waren nicht imstande, hervorragende Künstler heranzuziehen, aber ihre Erzeugnisse hatten den Reiz der Urwüchsigkeit und Bodenständigkeit.

Schon um 1800 lebte in unserem Dorfe Cumlosen eine in mehrere Gene­rationen gehende Töpfermeisterfamilie mit Namen Greuel. Sie wohnte auf dem heutigen Grundstück Pevestorff und hatte die Töpferei am Ende des Gartens. Bei der Legung einer Wasserleitung fand man noch reichlich Bruchstücke dieser Erzeugnisse. Vater Greuel, ein Nachkomme dieser Familie, erzählte mir vor kurzem noch, daß er bis zur Dachstuhlerneuerung dieseHöltn Pott auf dem Boden hatte. Sie waren aus einem fetten Lehm gebrannt und ohne Glasur, jedoch mit zwei Henkeln zum Anfassen. Die Form und Größe der Gefäße waren recht verschieden, sie dienten zur Auf­bewahrung von trockenen Nahrungsmitteln. Die Haltbarkeit war infolge des nicht zu hohen Brenngrades begrenzt, was jedoch den Absatz nicht schmälerte.

Die vorliegenden Kirchenbuchauszüge zeugen von einer generationslangen Berufstreue.Pöttermeister Greuel wärd sich dacht hemmn völ Bruch häwt dat Geschäft! Ich hoffe, daß ich noch einmaleen von düsse Höltn D ött bekommen werde, um unsere Heimatstube mit einem Erzeugnis unserer Vorfahren zu bereichern.

Schon etwas besser und nobler im Aussehen waren die Töpfe aus der Blumenthaler Manufaktur der Ostprignitz. Diese rief Friedrich II. ins Leben, sie bestand in dem Ort Blumenthal bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Nach Überlieferungen wurde dieser Betrieb von einer Frau geleitet und ganz schlechte Menschen meinen,der alte Fritz hätte hier eine Geliebte kaltgestellt. Was hier Spott oder Wahrheit ist, sei dahingestellt. Jedenfalls ist aus dieser Produktion eine ganze Menge erhalten. Es ist eine gediegene, bodenständige Ware, auf dunkelbraunem Grund mit weißer lustiger Malerei und oft mit urwüchsigen Sprüchen ver­sehen. In dem Museum Heiligengrabe befanden sich noch ganze Reihen dieser Töpfe, auch in den Heimatmuseen Perleberg und Wittenberge sind sie zu Hause, sogar in der Heimatstube Cumlosen ist dieser derbe, prächtige Prignitzer Pott zu finden. 1

Unserer märkischen Tonerde machte einst die größte Ehre das plaueische Porzellan, oder auch das Rote Steinzeug genannt. Am Anfang des 18. Jahr­hunderts war dieses Gewerbe in Blüte. Es wurden schöne Stücke, wie Tee- und Kaffeezeug, Kannen, Näpfe, Schüsseln, Teller, Aufsätze und Vasen hergestellt, teils in hellbrauner, teils in dunkelbrauner und schwarzer Farbe. Durch Schleifen und Malen und allerhand Versuche hatte man große Fertigkeiten erreicht. Es wurden zierliche goldene Blumen und Ran­ken eingebrannt, alles bekam somit ein schönes, gefälliges Ansehen. Dieses

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