Heft 
(1956) 3
Seite
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HANS SEILER

Einige Qedanken zur Ausstellung des 2. künstlerischen I

Wettbewerbes der Lehrlinge und Berufsschüler I.

Um es vorweg zu sagen, die beiden hier abgebildeten I» y Scherenschnitte sind dieser Ausstellung entnommen. Es sind y

zwei von den sechs Arbeiten, für die der Lehrling des Saat- * zuchthauptgutes Zernikow, Dietrich Stoll, den 1. Preis erhielt.

Der Gedanke, die Lehrlinge und Schüler zu künstlerischer Tätigkeit anzuregen, ist ausgezeichnet. Durch die Ausschreibung von künst­lerischen Wettbewerben in den Kreisen durch das Ministerium für Arbeit und Berufsausbildung hat dieser Gedanke seinen positiven Niederschlag gefunden.

Unser Kreis hat zum zweiten Male erfolgreich diesen Wettbewerb durch­geführt. Schon im vergangenen Jahre wurde ein Lehrling als Republik­sieger und mit dem Ehrenpreis des stellvertretenden Ministerpräsidenten Walter Ulbricht ausgezeichnet. Heute studiert dieser junge Mensch bereits an einer künstlerischen Lehranstalt unserer Republik. In diesem Jahre konnten von der Jury wiederum einige Arbeiten zum Republikentscheid nach Berlin gesandt werden. Das sind durchaus Ergebnisse, die sich sehen iassen können und die nicht zum geringen Teil dem Leiter der Abteilung Berufsausbildung beim Rät des Kreises Perleberg, Herrn Schlichting, zu danken sind. Der liebevolle Aufbau der Ausstellung, aber auch die noch wichtigere Anregung der Schüler, ist sein Verdienst.

Die Kunst spielt im Leben eines Volkes eine große Rolle und besonders in einer Gesellschaftsordnung, in der der Mensch sich immer mehr zur Voll­kommenheit entwickelt.

Die Schüler, die hier in der Berufsschule Perleberg ihre Arbeiten ausstell­ten, haben in einer Zeit ihre Grundschulausbildung erhalten, in welcher dort eine Kunsterziehung noch nicht auf dem Lehrplan stand. Gerade deshalb sind ihre Leistungen besonders zu werten. Natürlich sind die Zeichnungen, Aquarelle, Holzarbeiten, Fotos, literarische und musikalische Arbeiten von sehr unterschiedlichem Niveau. Das hat seine Gründe nicht nur in der oft falschen, mangelhaften oder gänzlich fehlenden Anleitung. Es ist ein sicheres Zeichen von sporadischer Arbeit, die gemacht wird, um ausgestellt zu werden. Manche Schüler sind auf völlig falschem Wege, und das ist zugleich der große Mangel. Künstlerische Leistung will hart er­arbeitet werden; nur zäher Fleiß und Beharrlichkeit können hier zum Ziel führen. Bedauerlicherweise machen nur wenige der Aussteller von der Möglichkeit Gebrauch, in den künstlerischen Zirkeln des Kulturbundes oder der Volkshochschule mitzuarbeiten.

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