Heft 
(1956) 4
Seite
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Dr. PAUL VIERECK

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Die Perleberger Stadtforst im Wandel der Zeit

Die natürliche Urlandschaft unserer deutschen Heimat war fast überall der Wald, ein artenreicher Mischwald. Das Klima, die Bodenart, die Wasser­verhältnisse bestimmten jeweils die Zusammensetzung der Baumarten, des Unterholzes, der Bodenpflanzen. Drei Viertel seines Baumbestandes wurde in den letzten tausend Jahren gerodet, Wiesen und Weiden, Äcker und Gärten traten an seine Stelle; und auch wo er erhalten blieb, haben die Menschen sein Gesicht gründlich verändert.

Auf dem sandigen Talboden des breiten Elbe-Urstromtals, der keine andere wirtschaftliche Nutzung zuläßt, liegt die bis 1945 der Stadt Perleberg gehörige Stadtforst. Sie ist fast 25 qkm groß und wird durch den Unterlauf der Stepenitz in zwei Teile zerlegt. Der nordwestliche ist das Wittenberger Revier (73123), der südöstliche Teil das Dobberziner Revier, das durch den Jeetze-Bach wieder unterteilt wird in die größere Hinterheide im Süden (152) und die kleinere Vorderheide im Norden (5372). Die hier und in der Folge eingeklammerten Zahlen bezeichnen die in der forstlichen Fachsprache als Jagen bezeichneten Waldstücke, deren Lage aus der bei­gegebenen Karte zu ersehen ist.

Die ältesten Nachrichten, die über den Baumbestand der Stadtforst etwas bekunden, reichen leider nur zwei Jahrhunderte zurück. Danach wuchsen wittenbergerseits größtenteils Eichen und Birken ünddobberzinerseits mehr Kiefern als Eichen; außerdem wird die Hainbuche (Weißbuche) als überall verbreitet besonders erwähnt. Die Nutzung des Waldes geschah im Plenterbetrieb, d. h. aus dem alle Altersklassen umfassenden Mischwald wurden die benötigten Stämme herausgehauen, die Verjüngung blieb der Natur überlassen. Als ein allerletzter Rest dieses ursprünglichen Eichen- mischwaldes und dieser Nutzuingsweise kann vielleicht der Katzenbusch, ein kleines Waldstück 200 m südlich Bollbrück am Wege nach Breese, mit seinen Beständen an Eichen, Buchen, Ulmen, Birken, Ahornen und mannig­fachem Unterholz angesprochen werden. Mehr als einmal, namentlich in Kriegszeiten, kam es bei dieser Art der Nutzung zu so übermäßigem und planlosem Aushieb, daß dem Wald durch diesen Raubbau schwere Wunden geschlagen wurden. Ende des 18. Jahrhunderts begann man die ersten künstlichen Nachpflanzungen ingleichmäßigen Forstorten, d. h. von Beständen derselben Baumart, wobei die geschlagenen Laubbäume teilweise schon durch die schnellwüchsige Kiefer ersetzt wurden. Diese frühe Wald­pflege ist noch an zwei Stellen der Stadtforst, die absichtlich pleriterartig

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