Heft 
(1956) 4
Seite
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ARTHUR GRÜNEBERG

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Je weiter wir in der Geschichte zurückblicken, um so weniger Berufe finden wir vertreten. Solange innerhalb der Familie die meisten Gegenstände selbst angefertigt wurden, gibt es kaum handwerkliche Berufe. Mit stei­gendem Bedarf an hauswirtschaftlichen Gütern beginnt jedoch auch eine Spezialisierung des Könnens des Einzelnen.

Töpfer für die Keramik und Werkzeugmacher sind schon in ältester Zeit festzustellen. Das bezeugen die gut geschliffenen Steinwerkzeuge der jün­geren Steinzeit und die mannigfaltigen Formen der Keramik mit ihren schönen Verzierungen, wie sie in unseren Heimatmuseen zu sehen sind und schon viel Beachtung gefunden haben..

Sobald aber die erzeugten Güter nicht mehr dem eigenen Verbrauch dien­ten, sondern weiteren Kreisen angeboten wurden, da befinden wir uns im Zeitalter der Handwerker und Händler. Wie kämen sonst die Gefäße der Schnurkeramiker, die im thüringisehen Raum saßen, bis zu uns her? Oder gar die vielen Bronzen aus den südlichen Ländern?

Während zu Anfang der Bronzezeit noch fertige Geräte und Schmuck gehandelt wurden, wird die Bronze später nur noch in Barrenform trans­portiert und dann an Ort und Stelle in Schmelzöfen verflüssigt und zu Werkzeugen und Waffen gegossen. Zuerst bestand der Handel nur im Tausch von Ware gegen Ware, doch sehr bald schon finden wir das Geld als Zahlungsmittel. Im Mittelalter waren verschiedene Handwerksberufe noch immer sehr umfassend. Die Handwerker kauften das Rohprodukt auf, veredelten es, verarbeiteten es zum Fertigprodukt und verkauften es noch selbst, so z. B. die Schuhmacher, die selbst die Rohhaut kauften* ,gärbten das gewonnene Leder, verarbeiteten nach Maß natürlich und gaben es an den Verbraucher ab.

Ebenso war es bei den Wollwebern, die die Wolle erwarben, spannen, webten, das Gewebe dann Zuschnitten und als Schürzen, Kleider und dergleichen verkauften.

Kein Wunder, daß sich nun nicht alle die Mühe machten, diesen langer. Arbeitsprozeß selbst auszuführen, und so . teilten sich diese Berufe (Pelz­händler Kürschner, später noch Lohgerber, Sattler, Schuster). Bei der Herstellung der Bekleidung entstanden noch mehr Berufszweige, die Woll- weber, die Tuchmacher (Hersteller der Stoffe), die Schneider und die Gewandschneider (Verkäufer der Stoffe).

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